01.04.2010 | Originalarbeit
Untergewicht älterer Menschen zum Sterbezeitpunkt
Eine retrospektive Analyse 3821 rechtsmedizinischer Sektionen in Hamburg
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 2/2010
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Fragestellung und Methodik
Anhand der Sektionsprotokolle eines 10-jährigen Zeitraums des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf wurde retrospektiv die Häufigkeit von Untergewicht älterer Menschen zum Sterbezeitpunkt ermittelt. Als Indikator wurden Body-Mass-Index- (BMI-)Werte <20 kg/m2 verwendet und die Daten von 1551 verstorbenen Frauen und 2270 Männern mit mittlerem Alter von 69 Jahren (51–101 Jahre) analysiert.
Ergebnisse
Die Häufigkeit von Untergewicht betrug insgesamt 15,4%. Niedrige BMI-Werte wurden bei Frauen häufiger als bei Männern ermittelt (18,8 vs. 13,1%) und mit 28,9% häufiger bei Personen in pflegerischer Versorgung zum Sterbezeitpunkt. Die Häufigkeit stieg ab dem Alter 70–79 Jahre von ca. 15 auf über 38% bei 90 Jahre alten und älteren Verstorbenen. Die Rate festgestellter Dekubitalulzera betrug 1,8%. Verstorbene Personen mit Dekubitus bedurften zum Sterbezeitpunkt häufiger der Pflege. Untergewichtige Verstorbene im Pflegesystem wiesen häufiger Dekubitalulzera auf.
Schlussfolgerung
Untergewicht zum Sterbezeitpunkt wird im sehr hohen Alter häufiger. Es ist assoziiert mit Bedarf für pflegerische Versorgung sowie dem Nachweis von Dekubitalulzera. Die Selektion der Stichprobe mit weniger als 5% Tumorpatienten muss berücksichtigt werden. Die Ergebnisse unterstreichen die notwendige Früherkennung der Gefährdung älter werdender Menschen für die Entwicklung von Mangelernährung.
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