10.10.2018 | Themenschwerpunkt
Somatische Risiken bei alt gewordenen Menschen mit schweren psychiatrischen Erkrankungen
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 7/2018
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Hintergrund
Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen („severe mental illness“, SMI) zeichnen sich durch ein hohes Maß an funktioneller Beeinträchtigung, aber auch durch eine hohe somatische Multimorbidität aus. Bislang existieren kaum systematische Untersuchungen zu dieser Patientengruppe in hohem Lebensalter. Der vorliegende Review fasst die wichtigsten somatischen Komorbiditäten zusammen und erwägt Konsequenzen für die Versorgung dieser Patientengruppe im hohen Lebensalter.
Methodik
Selektive Übersichtsarbeit auf der Basis einer PubMed-Recherche, Beobachtungen aus klinischer Praxis
Ergebnisse
Die Lebenserwartung von Menschen mit SMI ist im Mittel um etwa 10 Jahre verkürzt. Grund hierfür sind vor allem somatische Komorbiditäten, insbesondere Lungen- und Atemwegserkrankungen, das metabolische Syndrom mit konsekutiven kardiovaskulären Erkrankungen sowie Osteoporose und Frakturen mit kompliziertem Verlauf. Trotz der verkürzten Lebenserwartung nimmt die Zahl geriatrischer Patienten mit SMI zu und erfordert besondere Aufmerksamkeit bezüglich der ambulanten psychosozialen Versorgung, des Selbstmanagements von somatischen Erkrankungen und der altersadäquaten Fortsetzung der psychiatrischen Behandlung.
Schlussfolgerungen
Menschen mit SMI haben aufgrund ihrer typischen somatischen Komorbidität eine stark verkürzte Lebenserwartung, erreichen aber im Rahmen der allgemein verbesserten Behandlungsmöglichkeiten immer häufiger ein hohes Lebensalter. Sie benötigen häufig besondere Aufmerksamkeit bei der Diagnostik und Unterstützung im Management ihrer Behandlung. Vernetzte internistisch-geriatrische und gerontopsychiatrische Behandlungseinrichtungen sind hilfreich für die notwendige interdisziplinäre Behandlung.
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