Der Stellenwert einzelner Interventionen im notfallmedizinischen Behandlungskonzept des Polytraumas ist differenziert zu betrachten. Oftmals wird die Luftrettung den bodengebundenen Rettungsmitteln gegenübergestellt. Dabei bleibt unberücksichtigt, dass die Luftrettung keine Entität per se darstellt. Unterschiede beziehen sich vielmehr auf das fallweise schnellere Eintreffen am Notfallort, auf Umfang und Qualität der notärztlichen Intervention und den dabei notwendigen Zeitbedarf sowie auf den schnelleren Transport in weiter entfernte Behandlungseinrichtungen. In einer Gewichtung der einzelnen Maßnahmen hat der unmittelbare, zeitnahe Transport von polytraumatisierten Patienten an ein Traumazentrum die höchste Priorität. Der Einsatz des RTH ist bei bestimmten Subgruppen (Injury Severity Score, ISS ≥12; schweres Schädel-Hirn-Trauma) mit einem deutlich besseren Patientenoutcome korreliert. Kompetente notärztliche Intervention verbessert das Kurzzeitüberleben, verkürzt die notwendige Behandlungsdauer im Schockraum, auf der Intensivstation und im Krankenhaus. Die daraus resultierende Zunahme der präklinischen Behandlungszeit hat keinen negativen Einfluss auf das Outcome. Basierend auf der derzeitig verfügbaren Literatur erscheint der hohe Stellenwert der Luftrettung in der Traumaversorgung gesichert.