01.10.2005 | Originalien
Einsatzrealität im Notarztdienst
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 6/2005
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Obwohl das bundesdeutsche Rettungssystem mit Einbindung von Notärzten als eines der leistungsstärksten der Welt gilt, wird von aufnehmenden Kliniken immer wieder über Mängel in der prähospitalen Versorgung berichtet. Da neben der formalen Qualifikation die Leistungsfähigkeit eines Notarztsystems von der Routine des eingesetzten Personals abhängt, wurde unter Berücksichtigung von über 82.000 durch die MIND-Auswertung in Baden-Württemberg erfassten bodengebundenen und über 47.000 durch die LIKS-Datenbank der ADAC-Luftrettung dokumentierten luftgestützten Notarzteinsätzen untersucht, wie häufig Notärzte in Deutschland tatsächlich komplexen und anspruchsvollen Notfallsituationen prähospital begegnen. Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass bundesdeutsche Notärzte solchen Notfallsituationen z. T. nur sehr selten begegnen: vital bedrohte Patienten mit den Tracerdiagnosen akutes Koronarsyndrom, Apoplex, Schädel-Hirn-Trauma und Polytrauma werden nur alle 0,4–14,5 Monate behandelt. Eine kardiopulmonale Reanimation und Intubation werden alle 0,5–1,5 Monate durchgeführt; bis zur Anlage einer Thoraxdrainage vergeht ein Zeitraum von 6 Monaten bis zu über 6 Jahren. Gerade an Standorten mit geringer Einsatzfrequenz kann daher durch die ausschließliche Teilnahme am Notarztdienst eine zum Management anspruchsvoller Notfallsituationen erforderliche Routine nicht erworben bzw. aufrecht erhalten werden.
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