01.12.2013 | Originalien
Vergleich von Pflegeverlauf und Sterblichkeit von Pflegebedürftigen mit und ohne medizinische Rehabilitation
Hannover Morbiditäts- und Mortalitätspflegestudie
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 8/2013
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
In dieser Arbeit werden Pflegeverlauf von gesetzlich Pflegebedürftigen nach Alter, Pflegestufen sowie Versorgungsart in Abhängigkeit von einer erfolgten oder nicht erfolgten Rehabilitation gegenübergestellt. Ziel war der Erhalt von empirischen Kalkulationsgrundlagen zur Abschätzung der Auswirkungen von Rehabilitationsmaßnahmen auf Pflegeverläufe für versicherungsmedizinische Zwecke.
Methoden
Mittels Sekundärdatenanalyse wurden die Daten von 88.575 Pflegebedürftigen der Deutschen BKK über 10 Jahre (durchschnittliche Beobachtung 2,5 Jahre, 221.625 Beobachtungsjahre) ausgewertet. Endgrößen waren Reaktivierung, Verbleib oder Wechsel der Pflegekategorie sowie Mortalität. Für die Bewertung der Einflussfaktoren auf die Pflegeverläufe wurde eine Indikatorenmessgröße entwickelt.
Ergebnisse
Von der Gesamtheit der Pflegebedürftigen mit Rehabilitation sind 10 Jahre nach dem Pflegebeginn 30,7 % in Pflege, 9,8 % reaktiviert und 59,5 % verstorben. Von den Pflegebedürftigen ohne Rehabilitation sind 10 Jahre nach dem Pflegebeginn dagegen nur noch 9,2 % in Pflege, 3,7 % reaktiviert und 87,1 % verstorben. Die Pflegebedürftigen mit Rehabilitation weisen also höhere Anteile an noch in Pflege befindlichen Pflegebedürftigen und Reaktivierten sowie geringere Anteile an Verstorbenen auf im Vergleich zu Pflegebedürftigen ohne Rehabilitation. Dies gilt grundsätzlich für jedes Alter über alle Pflegestufen bei ambulanter wie stationärer Versorgung. Der Status der Pflegebedürftigen, gemessen mit den Anteilen von Reaktivierung, Pflege in Stufen I–III und Tod in den Pflegeverläufen, hängt wesentlich vom Pflegeeintrittsalter und der Ersteinstufung ab sowie von der Durchführung rehabilitativer Maßnahmen.
Schlussfolgerung
Es besteht ein Zusammenhang zwischen durchgeführten Rehabilitationsmaßnahmen sowie Verminderung oder Beseitigung von Pflegebedürftigkeit bis hin zur vollständigen Reaktivierung. Über alle Altersgruppen und alle Pflegestufen weisen Pflegebedürftige nach rehabilitativen Maßnahmen trotz eingetretener oder andauernder Pflegebedürftigkeit eine Lebensverlängerung auf. Diese kann sich nicht nur bei ambulanter Betreuung, sondern auch bei Versorgung im Pflegeheim einstellen. Bei versicherungsmedizinischen Kalkulationen empfiehlt sich neben Beachtung des Pflegeeintrittsalters, der Pflegestufe und einer Unterscheidung zwischen der Erst- und Folgejahressterblichkeit auch eine Unterscheidung zwischen rehabilitierten und nicht rehabilitierten Pflegebedürftigen. Hypothesen für weitere Forschungsvorhaben werden formuliert.
Anzeige