Hintergrund
Die Dekompression eines Spannungspneumothorax und die mechanische Stabilisierung instabiler Beckenfrakturen sind einfach durchzuführende und potenziell lebensrettende Sofortmaßnahmen nach stumpfem Trauma, welche allerdings in der notfallmedizinischen Versorgung schwerverletzter Patienten aktuell nicht regelhaft durchgeführt werden. Insbesondere die beidseitige Thoraxdekompression vor Abbruch einer traumatisch bedingten Reanimation wird zwar empfohlen, hat jedoch bis heute nur sporadisch Einzug in die Behandlung des traumatisch bedingten Herzkreislaufstillstands gefunden.
Fallbericht
Wir berichten über eine 66-jährige Frau, die bei einem Verkehrsunfall als Radfahrerin durch einen Radlader überrollt wurde und an einem Polytrauma mit Spannungshämatopneumothorax am Unfallort verstarb. Bei der rechtsmedizinischen Leichenschau vor Ort imponierte – bei Fehlen gravierender äußerlich erkennbarer Verletzungen – ein massives Weichteilemphysem nach zuvor halbstündigen erfolglosen Reanimationsversuchen sowie ein instabiler Beckenring. Die Obduktion bestätigte die Todesursache Polytrauma mit Spannungshämatopneumothorax und schwersten inneren Verletzungen. Die Möglichkeit einer Dekompression des Pleuraraums mittels Thoraxdrainage, Minithorakotomie oder Thoraxentlastungspunktion vor Abbruch einer traumatisch bedingten Reanimation sollte generell zu den differenzialdiagnostischen Erwägungen beim polytraumatisierten Patienten gehören.