Einsatzkräfte sind durch ihre Tätigkeit immer wieder einem Verletzungsrisiko ausgesetzt. Psychologische Modelle zur Belastungsverarbeitung gehen davon aus, dass die Bewertung der persönlichen Gefährdung (Risikowahrnehmung) in Zusammenhang mit psychischer Belastung steht. Ziel der Studie war es, den Zusammenhang von Risikowahrnehmung, psychischer Belastung und Belastungsverarbeitung zu untersuchen. Auch wurde überprüft, ob sich die Risikowahrnehmung bei verschiedenen Einsätzen und Erfahrung mit einsatzbedingten Verletzungen unterscheidet.
In einer Querschnitterhebung wurden deutschlandweit 330 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) befragt. Es wurden Risikowahrnehmung, psychische Belastung, Stressbewältigungsstrategien, Kompetenzerwartung sowie einsatzbedingte Verletzungen erhoben. Zudem wurde die Risikowahrnehmung bei drei fiktiven Einsatzszenarien erfasst. Zusammenhänge wurden mittels Produkt-Moment-Korrelationen ermittelt. Gruppenunterschiede wurden mit t-Tests für unabhängige Stichproben sowie Varianzanalysen mit Messwiederholung berechnet.
Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen Risikowahrnehmung und psychischer Belastung. Die Risikowahrnehmung korreliert mit der Bewertung der Stressbewältigungsstrategien sowie der Kompetenzerwartung. Die Risikowahrnehmung unterscheidet sich in den drei Einsatzszenarien und ist höher, wenn eine einsatzbedingte Verletzung erlebt wurde.
Die Befunde können für die Einsatzvorbereitung genutzt werden, um Kompetenzen im Umgang mit kritischen Einsätzen zu verbessern und psychische Belastung zu reduzieren. Eine realistischere Einschätzung der persönlichen Gefährdung ermöglicht eine adäquate Reaktion auf Gefahrensituationen. Schutzmaßnahmen werden wahrscheinlicher und Verletzungen können verhindert werden.