01.03.2016 | Originalien
Nichtärztliche Vorsichtung beim Massenanfall von Verletzten
Handlungskompetenz lässt innerhalb eines Jahres deutlich nach
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 2/2016
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Hintergrund
Vorsichtung als initiale Zustandsbeurteilung der Patienten eines Massenanfalls von Verletzten (MANV) ist Bestandteil zahlreicher Massenanfallskonzepte. Viele Aspekte der Aus- und Fortbildung in der Vorsichtung sind bisher nicht wissenschaftlich geklärt.
Ziel der Arbeit
Um die Frage nach den notwendigen Fortbildungsintervallen zu beantworten, beschreibt diese Arbeit die Fähigkeiten des Rettungsdienstpersonals zur Durchführung der Vorsichtung nach Ablauf eines Jahres nach der Erstausbildung.
Methoden
Teilnehmer einer Evaluationsstudie zum Amberg-Schwandorf-Algorithmus für die Vorsichtung (ASAV) wurden jenseits eines Jahres zur Vorsichtung an 20 Patienten-Dummies rekrutiert. Sichtungsergebnisse, Teamleistung und Zeitbedarf wurden dokumentiert und mit den Daten der Erstevaluation verglichen. Untergruppen wurden nach Qualifikation und Beschäftigungsstatus analysiert.
Ergebnisse
280 Sichtungsvorgänge von 22 Probanden wurden ausgewertet und mit den 780 Datensätzen der Vorstudie verglichen. Die Treffsicherheit für Sichtungskategorie, Blutstillung und Atemwegeröffnung, Sensitivität, Spezifität, Über- und Untertriage sowie die allgemeine Teamleistung waren signifikant verschlechtert. Der Zeitbedarf blieb unverändert. Hauptamtliches Personal zeigte einen stärkeren Abfall der Sichtungsleistung als Ehrenamtliche.
Diskussion
Die Ergebnisse sprechen für eine jährliche Fortbildung und Rezertifizierung des hauptamtlichen Rettungsdienstpersonals in der Vorsichtung. Bei ehrenamtlichen Einheiten kann eine Verlängerung des Vorsichtungsintervalls erwogen werden. Möglicherweise kann die häufigere Anwendung der Vorsichtung bei Einsatzlagen mit mehreren Notfallpatienten unterhalb der Massenanfallsschwelle die Routine steigern und das Wissen präsent halten.
Anzeige