01.10.2013 | Leitthema
Guillain-Barré-Syndrom
Was der erstversorgende Arzt wissen sollte
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 6/2013
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Einleitung
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine akute inflammatorische Polyneuropathie, die häufig postinfektiös auftritt und innerhalb von Tagen bis 4 Wochen ihr Krankheitsmaximum erreicht.
Klinisches Bild
Initial imponieren meist unspezifische sensible Reizerscheinungen an den distalen Extremitäten und schwere radikuläre und neuropatische Schmerzen. Danach kommt es dann typischerweise zu symmetrisch aufsteigenden Paresen und Ausfall der Muskeleigenreflexe, wobei die Dynamik von wenigen Stunden bis Wochen reicht. Bei bis zu 65 % der Patienten ist das autonome Nervensystem beteiligt, mit teils lebensbedrohlichen Brady- und Tachyarrythmien und Blutdruckschwankungen. 30 % der Patienten werden in der Akutphase beatmungspflichtig.
Diagnostik
Das akute GBS ist vorwiegend eine klinische Diagnose. Eine entsprechend Anamnese (mit Infekten 1 bis 6 Wochen vor Beginn) sowie eine passende Liquordiagnostik (zytoalbuminäre Dissoziation) und die Neurographie dienen zur Sicherung der Diagnose.
Therapie
Da zu Beginn der Erkrankung die Progredienz kaum abschätzbar ist und aufgrund möglicher lebensbedrohlicher Komplikationen einer Dysautonomie und Ateminsuffizienz, sollten GBS-Patienten immer auf einer Intensivstation mit allen intensivneurologischen und therapeutischen Möglichkeiten behandelt werden. Neben einer symptomatischen Therapie ist eine immunmodulatorische Behandlung indiziert, wobei Immunglobuline und Plasmapherese als gleichwertig anzusehen sind. Steroide sind beim akuten GBS nicht wirksam.
Prognose
An spezialisierten Zentren ist heutzutage die Mortalität unter 3 %. Mehr als 70 % der Patienten erholen sich nach 1 Jahr funktionell vollständig.
Anzeige