Zusammenfassung
Für die psychoanalytische Diagnostik ist es wesentlich, dass ein Teil der Psychodynamik der Patienten im Erstinterview zur Darstellung kommen kann. Dieses szenische Verstehen kann im besten Fall der Patientin einen Eindruck von der psychoanalytischen Methode geben und der/m PatientIn ermöglichen, einen Aspekt psychoanalytischer Selbsterfahrung kennenzulernen (Argelander
1970; Wegner
1992). Damit ist die psychoanalytische Diagnostik als eine genuin persönlichkeitsspezifische zu sehen und führt zu personalisierten Behandlungsempfehlungen. Wesentlich ist dabei der prozesshafte Verlauf der psychoanalytischen Diagnostik: Gelingt es im Laufe der Erstgespräche, dass der Analytiker nicht nur einfühlend mit, sondern auch reflexiv über einen Patienten denken kann und eine so formulierte Probedeutung vom Patienten auch aufgenommen und verwendet werden kann, sind gute Voraussetzungen für das Gelingen eines psychoanalytischen Prozesses gegeben. Dies kann in einem oder in einer Reihe an Erstgesprächen gelingen. Für eine Kommunikation mit Dritten kann die Symptomatik und Psychodynamik nachvollziehbar mithilfe von standardisierter Diagnostik beschrieben werden. Die für eine psychoanalytische Diagnostik erforderlichen Kompetenzen, sich in gewissen Maßen emotional verunsichern zu lassen und das dabei Erlebte zu verstehen, sind vielfältig beschrieben worden und werden systematisch erforscht.