01.12.2015 | Originalien
Trail Walking Test zur Erfassung der motorisch-kognitiven Interferenz bei älteren Erwachsenen
Entwicklung und Überprüfung der psychometrischen Eigenschaften des Verfahrens
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 8/2015
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Einleitung
Alltägliche Tätigkeiten („activities of daily living“, ADL), wie das Spazierengehen, erhalten zusätzliche Komplexität, wenn parallel weitere Aufgaben ausgeführt werden (Gehen unter Doppelaufgabenbedingungen). Eine komplexe Gehaufgabe benötigt größere motorische und mentale Kapazitäten als eine einfache Gehaufgabe und kann in einer Abnahme der Gehleistung resultieren. Dies kann in einfachen Gehaufgaben nicht identifiziert werden.
Ziel der Arbeit
Im Rahmen dieser Studie wurde untersucht, ob der Trail Walking Test (TWT), die mobile Adaptation des Trail Making Test (TMT), ein reliables und valides Tool zur Früherkennung in der Unterscheidung zwischen gestürzten und nichtgestürzten Personen sein kann.
Material und Methode
Doppelaufgabenkosten (DAK) wurden mit einer sensomotorischen Aufgabe (Gehen) und gleichzeitiger Durchführung einer kognitiven Aufgabe bei 94 Versuchspersonen (Vpn) im Alter von 50 bis 81 Jahren [Mittelwert (M) = 67,4 Jahre, Standardabweichung (SD) ±7,34 Jahre] untersucht. Basierend auf der Idee des Papier-und-Bleistift-Verfahrens in Form des TMT sollten die Vpn in Bedingung TWT-1 einem vorgegebenen Pfad folgen, in Bedingung TWT-2 Ziele mit ansteigender Zahl (1, 2, 3 usw.) und in Bedingung TWT-3 Zahlen und Buchstaben in aufsteigender alternierender Form (1, A, 2, B usw.) anlaufen. Neben der Berechnung von DAK wurden folgende Tests durchgeführt: TMT, Block Tapping Test (BTT), Timed Up and Go (TUG) Test, 30-s-Aufsteh-Test, 10-m-Gehtest mit und ohne Kopfdrehungen, German Physical Activity Questionnaire 50+ (German-PAQ-50 +) und die deutsche Version der Activities-Specific Balance Confidence (ABC-D) Scale.
Ergebnisse
Die Gehzeiten im TWT verlängerten sich mit zunehmendem Alter der Vpn und steigenden kognitiven Ansprüchen. Die Reliabilitätskoeffizienten sind als hoch einzustufen [„intraclass correlation“ (ICC) > 0,90]. Die Korrelationen zwischen den verschiedenen Bedingungen des TWT und den sturzassoziierten Prädiktoren sind moderat bis hoch (r = −0,430 bis 0,699). Es berichteten 34 % der Vpn, im letzten Jahr gestürzt zu sein. Die schrittweise logistische Regression hat gezeigt, dass die DAK für Zahlen und Buchstaben, die ABC-D Scale sowie die Dauer der sportlichen Aktivität signifikante Prädiktoren zur Unterscheidung von gestürzten und nichtgestürzten Personen sind. Es werden 91,6 % der Fälle richtig klassifiziert.
Schlussfolgerung
Höhere kognitive Funktionen werden selbst bei scheinbar automatisierten Prozessen wie dem Gehen beeinträchtigt. Mit dem TWT wurde ein sturzassoziiertes standardisiertes neuropsychologisches Verfahren (TMT) mit steigender kognitiver Komplexität in eine mobile Variante überführt. Bei älteren Erwachsenen hat sich der TWT als gut durchführbares, reliables und valides Instrument zur Unterscheidung zwischen gestürzten und nichtgestürzten Personen erwiesen.
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