01.12.2015 | Leitthema
Notfallmedizin im Weltall
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Sonderheft 2/2015
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Hintergrund
Die Behandlung schwerwiegender medizinischer Vorfälle während eines Raumflugs stellt eine außergewöhnliche Herausforderung dar. Dank der intensiven medizinischen Untersuchungen in der Phase der Kandidatenauswahl sind signifikante medizinische Probleme während des Trainings und der Weltraummissionen bisher selten, obwohl Raumfahrer kumuliert bereits 125 Personenjahre im All verbracht haben. Das Risiko schwerwiegender medizinischer Ereignisse ist dennoch erheblich, besonders bei Langzeitmissionen wie z. B. zum Mars. Es gibt noch viele Lücken in unserem Verständnis der menschlichen Reaktion auf die Weltraumbedingungen und verschiedener kritischer Risiken der interplanetaren Raumfahrt, wie z. B. beim Schutz vor Strahlenexposition oder der autonomen medizinischen Versorgung.
Ergebnisse
Sowohl die zu erwartenden medizinischen Beschwerden als auch die akute Versorgungskapazität sind auf der Erde und im Weltraum grundsätzlich unterschiedlich. Während die modernen medizinischen Möglichkeiten auf der Erde potenziell unbegrenzt sind, sind die Ausrüstung und das unmittelbar verfügbare Know-how im Weltraum sehr begrenzt. Daher konzentriert man sich auf die Prävention von Notfällen.
Selbst nach einer erfolgreichen initialen Stabilisation wäre eine postreanimative Versorgung im erdnahen Orbit problematisch. Auf der internationalen Raumstation ISS ist eine lebenserhaltende Versorgung über einen längeren Zeitraum unmöglich. Außerdem ist eine Evakuierung aus dem erdnahen Orbit mit den derzeitigen Möglichkeiten bei einem instabilen, kritisch erkrankten oder intubierten und beatmeten Patienten angesichts des begrenzten Volumens der Soyuz-Kapsel und der starken Verzögerung beim Wiedereintritt in die Atmosphäre unter Umständen nicht möglich.
Schlussfolgerungen
Künftige Weltraum-Forschungsmissionen werden unsere Kenntnisse über die Erhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Besatzungsmitglieder erweitern. Viele Fragen sind noch zu lösen, bevor die Menschheit sich mit vertretbarem Risiko auf den Weg in die Tiefen des Weltalls machen kann.
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