01.08.2012 | Originalien
Kreislaufstabilisierung und adäquate Oxygenation bei präklinischer Versorgung des schweren Schädel-Hirn-Traumas
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 6/2012
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Hintergrund
Das Risiko der Entwicklung eines sekundären Hirnschadens bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma (SHT) wird durch eine arterielle Hypotonie und Hypoxämie signifikant erhöht. Bei der Therapie dieses „letalen Duos“ kommt der präklinischen Phase eine zentrale Rolle zu. Ziel dieser Studie war es, eine erweiterte Analyse der Qualität der notärztlichen Versorgung von Patienten mit schwerem SHT hinsichtlich Oxygenation und Kreislaufstabilisierung durchzuführen und so die Grundlage für eine optimierte Versorgung zu schaffen.
Methodik
Retrospektive Analyse der Primäreinsätze am Luftrettungszentrum Ulm im Zeitraum von 2007–2008. Einschluss fanden Patienten mit Verdacht auf ein schweres SHT (GCS < 9). Neben Kenndaten zur Struktur- und Ergebnisqualität wurden auch Daten zur Prozessqualität (Vitaldaten in 5-minütigem Zeitraster) erfasst.
Ergebnisse
Im Studienkollektiv (n=227; Alter:42,4 ± 24,4; männlich: 71%) lag bei 28% der Patienten bei Eintreffen an der Notfallstelle eine Hypotonie (RRsys < 90 mmHg) und bei 24% eine Hypoxämie (SpO2 < 90%) vor. Der systolische Blutdruck sowie die periphere Sauerstoffsättigung konnte bis zur Klinikübergabe signifikant angehoben werden (RRsys von 112,5 ± 32,7 mmHg auf 118,5 ± 21,8 mmHg; p < 0,05/SpO2 von 94,3 ± 9,4% auf 98,6 ± 5,0%; p < 0,05). Die Zielkriterien (RRsys ≥ 120 mmHg sowie SpO2 ≥ 95%) waren bei „Eintreffen Notfallstelle“ zu 40% bzw. 72% erfüllt; dieser Anteil konnte bei „ + 10 min“ auf 53% (p < 0,05) bzw. 84% (p < 0,05) gesteigert werden. Während dieser Anteil bezüglich der Oxygenation bis „Klinikübergabe“ weiter auf 94% (p < 0,05) gesteigert werden konnte, gelang dies bezüglich der Kreislaufstabilisierung nicht (52% RRsys ≥ 120 mmHg; n.s. von „ + 10 min“ auf „Klinikübergabe“). Patienten bei denen während der gesamten präklinischen Phase die Zielkriterien nicht erfüllt wurden, wiesen signifikant häufiger folgende Faktoren auf: Polytraumatisierung, assoziiertes Thoraxtrauma, Anlage einer Thoraxdrainage und Einklemmungstrauma.
Schlussfolgerung
Arterielle Hypotonie und Hypoxämie stellen ein relevantes Problem bei der präklinischen Versorgung von Patienten mit schwerem SHT dar. Während Hypoxämie rasch und effektiv therapiert werden kann, gestaltet sich die Kreislaufstabilisierung weitaus problematischer.
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