01.05.2011 | Leitthema
Internationale und nationale Leitlinien für die Indikation zur Bildgebung bei Verdacht auf leichtes Schädel-Hirn-Trauma
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 4/2011
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Hintergrund
Es existieren verschiedene Leitlinien, klinische Richtlinien und klinische Entscheidungsregeln zum diagnostischen Vorgehen bei Erwachsenen mit Verdacht auf leichtes Schädel-Hirn-Trauma (SHT). Diese Empfehlungen sind z. T. sehr umfangreich und nicht ohne größeren Aufwand zu überblicken und zu interpretieren.
Ziel
In der vorliegenden Arbeit analysierten wir die unterschiedlichen Empfehlungen hinsichtlich ihrer methodologischen Qualität, inhaltlichen Relevanz und Implementierbarkeit in der initialen klinischen Notfallversorgung.
Material und Methode
Mittels systematischer Literaturrecherche in Pubmed sichteten wir Veröffentlichungen zur Indikationsstellung für eine Bildgebung mittels kranieller Computertomographie bei Erwachsenen mit Verdacht auf leichtes SHT (Glasgow Coma Scale 13–15 Punkte) zwischen Januar 2000 und Februar 2011. Wir durchsuchten außerdem manuell die Referenzen der gefundenen Veröffentlichungen bezüglich weiterer relevanter Quellen. Die methodologische Qualität der gefundenen Publikationen überprüften und bewerteten wir mit dem Deutschen Leitlinien-Bewertungsinstrument (DELBI). Zur Beurteilung der inhaltlichen Qualität verglichen wir die Publikationen bezüglich ihrer Einschlusskriterien, Indikationen zur Bildgebung und Praktikabilität im klinischen Alltag.
Ergebnisse
Von 142 Publikationen identifizierten wir insgesamt 3 klinische Regeln, 1 klinische Richtlinie und 3 Leitlinien zum diagnostischen Vorgehen von Patienten mit Verdacht auf leichtes SHT. Die methodologische Qualität der veröffentlichten Empfehlungen zeigte insgesamt mit standardisierten Domänenwerten nach DELBI von 0,01 bis 1,0 eine maximale Streubreite. Auch inhaltlich unterschieden sich die Empfehlungen z. T. erheblich, insbesondere hinsichtlich der Kriterien Bewusstlosigkeit, Amnesie, Gerinnungsstörung und Antikoagulation.
Schlussfolgerung
Insgesamt erscheint die Datenlage bezüglich wissenschaftlich fundierter Leitlinien, klinischer Richtlinien und Regeln zur Bildgebung bei Patienten mit Verdacht auf leichtes SHT sehr begrenzt. Die wenigen existierenden Empfehlungen unterscheiden sich dabei erheblich hinsichtlich ihrer methodologischen und inhaltlichen Qualität. Bezüglich ihrer Implementierbarkeit im klinischen Alltag sind neben Qualitätskriterien auch die jeweiligen lokalen Gegebenheiten und Voraussetzungen zu berücksichtigen.
Anzeige