Zusammenfassung
Waren es in den 1980er Jahren vermehrt Migranten der 1. und 2. Generation sowie (Spät-)Aussiedler ehemaliger UdSSR-Gebiete, die zur Verifizierung ihrer Beschwerden fachärztliche HNO-Praxen aufsuchten, ließen sich in der 1990er Jahren signifikant mehr Flüchtlinge aus dem Balkan und seit 2015 exorbitant viele Geflüchtete aus dem Nahem Osten HNO-ärztlich untersuchen. Für viele von ihnen ist eine Erkrankung nicht etwas, was einem Individuum attestiert wird, sondern ein Prozess, der eine kollektive Dimension (Familie oder Sippe) beinhaltet. Letztlich ist das Verständnis für die Kranken- und Arztrolle divergent. Viele Flüchtlinge und Migranten schweigen daher. Unter der Erschwernis der Sprachbarrieren und kulturellen Unterschiede gilt es, Angst und Scham bestmöglichst abzubauen. Dies kann u. a. durch die kommunikativen Aspekte Anerkennung und Wertschätzung – dem „Raumgeben“ durch den Arzt – geschehen.