01.11.2011 | Kasuistiken
Fettgewebsnekrosen nach Wundspülung mit Octenisept®
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 7/2011
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Eine 42-jährige OP-Schwester verletzte sich mit einem benutzten Skalpell am linken Ellenbogen. Nach zunächst leitliniengerechter Versorgung der Wunde erfolgte eine antiseptische Spülung mit Octenisept®. Die Patientin entwickelte im weiteren Verlauf eine starke Rötung, Überwärmung und Druckschmerzhaftigkeit im Bereich der Stichverletzung. Therapieversuche mit Antibiotika oder Cortison unter der Annahme einer infektiösen oder allergisch-toxischen Genese waren erfolglos. Einen Monat nach dem Unfallereignis wurde die Indikation zur operativen Exzision des schmerzhaften und entzündlich veränderten Gewebes gestellt. Die histopathologische Untersuchung von Haut- und Subkutangewebe zeigte das Bild einer Weichgewebsnekrose mit ausgeprägter resorptiv-histiozytärer Entzündung, welche sich durch eine Ansammlung von Schaumzellen um die ausgeprägte Fettgewebsnekrose darstellte. Zusätzlich fand sich eine bereits chronisch-granulierende, fibrosierende Entzündung. Das Geschehen ist wahrscheinlich auf die fehlerhafte Anwendung des topischen Antiseptikums Octenisept® zurückzuführen, das bei der Spülung der Wunde ohne Abflussmöglichkeit tief ins Gewebe eingebracht wurde. Ursächlich für das Geschehen dürfte der Sachverhalt sein, dass Octenidindihydrochlorid nicht verstoffwechselt werden und entsprechende entzündliche Reaktionen im subkutanen Gewebe verursachen kann. Unmittelbar nach der operativen Exzision des veränderten Gewebes war die Schmerzsymptomatik der Patientin deutlich rückläufig, der weitere Verlauf gestaltete sich komplikationslos.
Anzeige