Zusammenfassung
Flucht- und Migrationsbewegungen bringen Menschen nach Europa, die aus ihren bisherigen kulturellen wie sozialen Lebenszusammenhängen und religiösen Verwurzelungen herausgerissen und „in eine völlig neue soziokulturelle Lebenskonstellation hineingeworfen“ werden. Im Kontext einer in der jüdischen Glaubensgemeinschaft lebendigen Erinnerungskultur werden Schlüsseltexte der hebräischen Bibel zu wesentlichen Bewältigungsbausteinen, indem sie zum einen äußerliche Katastrophenerfahrungen (physische Gewalt, Zerstörung; soziale Ausgrenzung) wie innere Katastrophenphänome (psychische Not, Krankheit; Fremdheit) in einem sprachlich-religiösen Sinnhorizont reflektieren. Der Mensch erfährt seine Krankheitsphänomene nicht nur als Bedrohung seiner psychosomatischen Integrität, sondern gleichermaßen als soziale Isolation und religiöse Entfremdung und damit als Zerstörung seiner ganzen bisherigen Lebenswelt.