Hintergrund
Dem erfolgreichen Konzept der Smartphone-basierten Alarmierung qualifizierter Ersthelfer (SbEA) für Patienten mit einem außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand steht das mögliche Risiko von Traumafolgestörungen (TFS) der Ersthelfer gegenüber.
Fragestellung
Ziel dieses Beitrags ist es, einsatzassoziierte psychische Belastungssituationen des Mobile-Retter(MR)-Systems zu identifizieren sowie die Inzidenz von Symptomen einer TFS, wie dem Wiedererleben von Situationen (Intrusion), dem Vermeidungsverhalten oder der Übererregbarkeit, zu evaluieren.
Material und Methoden
Ausgewertet wurden die MR-Nachsorgedaten, die zwischen 3/2017 und 8/2018 in 7 MR-Regionen anhand einer App-basierten Onlinedatenerfassung sowie in telefonischen Interviews erhoben wurden.
Ergebnisse
In der Selbsteinschätzung der MR fühlten diese sich mit der MR-Alarmierung signifikant gehäuft leicht angespannt, ihre Diagnosesicherheit und Maßnahmenkompetenz beurteilten sie als sehr sicher. Neben der vorgesehenen Eigenschutzausrüstung – bestehend aus Handschuhen und einer Beatmungsfolie – führten die MR jedoch häufig weiteres Equipment mit. Symptome einer TFS, wie Intrusion (3,3 %), Vermeidungsverhalten (0 %) und Übererregbarkeit (1 %), traten relativ selten auf, waren aber prinzipiell nachweisbar.
Diskussion
Wenn auch einsatzassoziierte Belastungssituationen eher selten auftreten und Symptome der TFS von niedriger Inzidenz sind, besteht ein prinzipielles Risiko der TFS für die Ersthelfer. Gestützt wird diese Einschätzung durch die von 20 MR eigeninitiativ kontaktierte Hotline. Geeignete Maßnahmen zur Prävention von TFS im Vorfeld der Ersthelferregistrierung erscheinen ebenso empfehlenswert wie Monitoringmechanismen zur Erfassung von Symptomen einer akuten Belastungsreaktion. Mit der Etablierung eines SbEA-Systems sollten Strukturen einer professionellen TFS-Behandlung zur Verfügung stehen.