In Deutschland sind fünf Hubschrauber im öffentlich-rechtlichen Luftrettungsdienst mit einer Rettungswinde ausgestattet. Indikationen für einen Windenrettungseinsatz ergeben sich, wenn die Einsatzstelle bodengebunden nur verzögert erreicht werden kann und/oder der Abtransport des Patienten nur erschwert möglich ist und keine Landemöglichkeit für einen Rettungshubschrauber vorhanden ist.
Die Darstellung des Einsatzspektrums in der alpinen Luftrettung unter Berücksichtigung der besonderen missionsspezifischen Rahmenbedingungen soll einen Beitrag zur Optimierung der Versorgungsqualität von Patienten in schwierigen Umgebungsbedingungen leisten.
Anhand der routinemäßig erhobenen Einsatzdokumentationen wurden alle Windenrettungseinsätze sowie alle Primäreinsätze ohne Windenrettung zweier Luftrettungsstationen der Jahre 2006 bis 2015 retrospektiv untersucht und verglichen. Hierzu wurden die Gruppen +WR (Einsätze mit Rettungswinde) und −WR (Einsätze ohne Rettungswinde) definiert.
In dem Zehnjahreszeitraum wurden 20.241 Patienten im Rahmen von Primäreinsätzen versorgt, davon 1.813 mit Windenrettungsverfahren (9,0 %). In der +WR-Gruppe zeigten sich häufiger traumabedingte Alarmierungen (71,1 % vs. 55,6 %; p < 0,0001). 10,6 % der Patienten in der +WR- und 13,0 % in der −WR-Gruppe waren polytraumatisiert (p = 0,041). Definierte therapeutische Interventionen erhielten in der +WR-Gruppe 43,5 % der Patienten, in der −WR-Gruppe 64,3 % (p < 0,0001). Die Einsatzorte lagen in Höhen bis zu 3000 m, wobei auch eine relevante Anzahl an Einsätzen außerhalb des alpinen Bereichs in Höhen bis 1000 m stattgefunden hat (21,4 %).
Diese Arbeit stellt das bisher größte in diesem Setting untersuchte Patientenkollektiv dar. Traumatologische Einsätze dominieren das Einsatzgeschehen in der Windenrettung. Das Einsatzspektrum erfordert ein notärztlich besetztes System. Es kann ein Bedarf für Windenrettung auch außerhalb des alpinen Umfeldes aufgezeigt werden.