Die Häufigkeit von Notfalleinsätzen nimmt seit Jahrzehnten zu. Dieses gilt auch für Einsätze ohne nachfolgenden Transport, die ohne notärztliche Beteiligung durchgeführt werden. Bislang liegen keine Untersuchungen zu ambulanten Kontakten mit dem Rettungsdienst (AKRD) ohne Notarzt vor. Derartige Einsätze könnten Bedarf für andere Hilfsangebote aufzeigen oder eine sinnvolle Einsatzindikation für den Rettungsdienst darstellen.
Erste Datenerhebung und Identifikation spezifischer Forschungsansätze.
Auswertung einer retrospektiven Stichprobe von 2,5 % der AKRD in der Stadt Braunschweig 2015.
Inzidenz von AKRD 0,019/Einwohner/Jahr. Stichprobe mit 115 AKRD (n = 115; 99 ohne Notarzt); 65 (57 %) männlich; Alter 55 (1–100 Jahre) median (Minimum – Maximum); altersadjustierte Häufigkeit von AKRD bei jungen Erwachsenen (18–29 Jahre) 0,024/Einwohner/Jahr, bei Erwachsenen (30–64 Jahre) 0,014 und bei alten Menschen (ab 65 Jahre) 0,034; Hochbetagte (ab 85 Jahre) waren bei 18 (16 %) AKRD betroffen; in verschiedenen Stadtbezirken Schwankungen der Häufigkeit um Faktor 8; Häufigkeit in Pflegeeinrichtungen 0,11/stationärem Pflegeplatz/Jahr; 71 (62 %) AKRD in häuslicher Umgebung; Einsatzanlass für 70 (61 %) AKRD eine Erkrankung; Medizinische Interventionen bei 8 (7 %) AKRD; Transportverweigerungen durch Patient bei 34 (34 %) AKRD ohne Notarzt; 76 (77 %) ohne Angabe zur ärztlichen Weiterbehandlung; 30-Tages-Mortalität zwei (2 %) von 104 nachverfolgbaren Patienten.
In dieser Stichprobe gibt es keinen Todesfall in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit AKRD ohne Notarzt. Die Sicherheit von AKRD ohne Notarzt bleibt ungeklärt. Es besteht Forschungsbedarf, um die Beteiligung des Rettungsdienstes an der ambulanten Notfallversorgung darstellen und ggf. entsprechend lenken zu können.