01.05.2012 | Leitthema
Die Rolle der Leitstelle im Prozess der präklinischen Versorgung
Kontinuierliche Schnittstellenoptimierung am Beispiel der Integrierten Leitstelle München
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 4/2012
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Herausforderungen an den Rettungsdienst
Die Orientierung am Nutzen des Patienten, die Steigerung der Patientenanspruchs sowie die rasche Anpassung an die Änderungen, die der Einsatz und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit sich bringen, sind die Herausforderungen an einen modernen Rettungsdienst. Ihnen entgegen stehen die Limitierung der Kosten für die Vorhaltung von medizinischen Leistungen, Personal und Ressourcen. Beides lässt sich nur durch eine höhere Effizienz und optimierte Kapazitätsplanung und damit durch eine organisationsübergreifende Steuerung und Verknüpfung aller an der präklinischen Patientenversorgung Mitwirkenden erreichen.
Die Rolle der Leitstelle
Die Leitstelle stellt dabei das Bindeglied zwischen der Gesellschaft, der Feuerwehr und den Rettungswachen und letztendlich auch dem Gesundheitswesen dar, und bietet sich somit als zentrales Element zum Steuern der notwendigen Prozesse an. Die Einhaltung der Hilfsfrist im Rettungsdienst ist primär an strukturelle Vorgaben gebunden und durch die Leitstelle nur eingeschränkt beeinflussbar. Erfolgsgaranten für eine effiziente Leistung der Leitstelle bemessen sich längst nicht mehr an der Koordination von Einsatzressourcen, sondern stellen quantitative Kennzahlen (u. a. Einsatzzahlen, Anrufzahlen, Dispositionszeiten, Anrufwartezeiten), vor allem aber qualitativ präklinisch beeinflussbare Kenngrößen (z. B. „call-to-door-time“ bei ST-Hebungsinfarkt) und die Ergebnisqualität im Sinne eines medizinischen Primär-Outcome (z. B. Anteil der Patient nach Reanimation mit ROSC bis zur Klinikaufnahme) in den Mittelpunkt.
Qualität der Disposition
Neben den in einigen Bundesländern durch die reine Fahrzeit des Rettungsdienstes vom Gesetzgeber vorgegebene Hilfsfrist gewinnt die Qualität der Disposition im Hinblick auf die verschiedenen Schnittstellen zunehmend an Bedeutung: Standardisierte Notrufabfrageprotokolle, Rückmeldesysteme und ein Behandlungskapazitätsnachweis stellen Herausforderungen an eine moderne Leitstelle dar, die dazu dienen, den Patienten der Verdachtsdiagnose entsprechend schnellstmöglich einer adäquaten Therapie zuzuführen. Neue Aufgabenfelder, wie z. B. die Telefonreanimation, müssen in der Ausbildung des Leitstellenpersonals berücksichtigt werden. In den kommenden Jahren werden die Leitstellen absehbar weniger als Logistikzentralen als vielmehr als Management- und Kompetenzzentren im Rahmen der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität zu bewerten sein.
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