Sobald wir das Pflegeheim betreten, sind wir unablässig mit Situationen konfrontiert, die uns Entscheidungen abverlangen. Die „kleine Ethik“ oder die „Achtsamkeit im Alltag“ ist eine Haltung, eine unser Verhalten maßgeblich mitbestimmende innere Einstellung. Sie ist ausschlaggebend für unsere unzähligen kleinen ethischen Entscheidungen im Verlauf der täglichen Begegnungen mit den Kranken. Infolge der Alltagshektik, die emotionale und geistige Routinen geradezu befördert, merken wir häufig nicht rechtzeitig, wie sich Gleichgültigkeit und eine Stumpfheit des Gefühls einschleichen. Um die Kranken dauerhaft präsent, mitfühlend und fürsorglich zu begleiten, bedarf es daher von Zeit zu Zeit der Ruhe, einer Zeit des Innehaltens, in der wir zu uns kommen können, um darüber nachzudenken, ob wir tatsächlich noch „zum Besten“ der Kranken entscheiden und handeln.