Zusammenfassung
In der Personzentrierten Psychotherapie findet zum Stellenwert der Diagnose ein kontroverser Diskurs statt. Rogers hielt umfangreiche Statusdiagnosen für psychotherapeutische Zwecke für ungeeignet. Dadurch löste er innerhalb der Community eine differenzierte Auseinandersetzung aus. Inzwischen hat die Personzentrierte Psychotherapie ein positives Verhältnis zu einer Diagnostik entwickelt, die den therapeutischen und gesellschaftlichen Anforderungen entspricht. In diesem Beitrag wird eine konsensfähige personzentrierte Position zum Diagnoseproblem in der Psychotherapie dargelegt. Es wird gezeigt, welche diagnostischen Kriterien sich alleine aus dem Personzentrierten Konzept heraus ergeben und wie sie das therapeutische Handeln bestimmen. Konkret wird der hermeneutisch-empathische Reflexionsprozess beschrieben, der zu einer prozessualen Diagnostik der Inkongruenzdynamik führen kann. Das Fallbeispiel zum Abschluss scheint Rogers (
1951/1972, S. 208) recht zu geben: Genaugenommen ist die Therapie selbst die Diagnose.