01.08.2013 | Konzepte - Qualitätsmanagement
Cyanid-Intoxikationen
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 5/2013
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Einleitung
Blausäure spielt als Bestandteil von Brandgasen, als Industriechemikalie und als möglicher chemischer Kampfstoff eine bedeutende Rolle. Die Symptomatik kann bei inhalativer Exposition hoher Blausäurekonzentrationen perakut verlaufen. Vergiftungssymptome können aber nach Ingestion organischer Verbindungen mit Nitrilgruppen, aus denen metabolisch Cyanid freigesetzt wird, auch erst nach einer Latenzzeit von mehreren Stunden auftreten. Cyanid führt durch Blockade der Cytochromoxidasen der Atmungskette zu einer inneren Erstickung.
Material und Methoden
Neben unspezifischen lebenserhaltenden Maßnahmen ist eine Antidotbehandlung indiziert. Dimethylaminophenol (DMAP) induziert die Bildung von Methämoglobin, das auf Grund seines dreiwertigen Eisens Cyanid-Ionen bindet und damit die Atmungskette entlastet. DMAP sollte nur bei schweren Intoxikationen mit bewusstlosen Patienten appliziert werden. Alternativ kann Hydroxocobalamin (Vitamin B12) in hoher Dosierung (70 mg/kg Körpergewicht) zur direkten Komplexbildung des Cyanids verabreicht werden. Nach Inhalation von Brandgasen muss eine gleichzeitig vorliegende Kohlenmonoxid-Intoxikation berücksichtigt werden. Wenn keine Möglichkeit besteht, präklinisch den Carboxyhämoglobin-Anteil am Gesamthämoglobin zu bestimmen, sollte die Gabe von Hydroxocobalamin oder DMAP in reduzierter Dosierung erfolgen (1–2 mg/kg). Im Anschluss sollte Natriumthiosulfat (0,1 g/kg Körpergewicht) zur Beschleunigung der Entgiftung von Cyanid verabreicht werden. Bei Intoxikationen mit leichter Symptomatik ist die Gabe von Natriumthiosulfat allein ausreichend. Nach Inhalation von Brandgasen muss auch mit der Einwirkung von Reizgasen, die ein toxisches Lungenödem verursachen können, gerechnet werden.
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