01.04.2015 | Originalien
Behandlungsqualität des Diabetes mellitus und Inzidenz schwerer Hypoglykämien in stationären und ambulanten Versorgungseinrichtungen
Heidelberger Diabetesstudie
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 3/2015
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Ziel dieser Arbeit
Ziel der Studie war eine strukturierte Analyse der Behandlungsqualität und Inzidenz von diabetesbedingten Akutkomplikationen bei Senioren mit Diabetes mellitus (DM), die von Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten versorgt werden sowie die Analyse struktureller Probleme und Verbesserungspotenziale bei der Betreuung von multimorbiden pflegebedürftigen Menschen mit DM aus Sicht der Altenpfleger, Heimleitungen und Hausärzte.
Methoden
In 13 Pflegeheimen und 3 ambulanten Pflegediensten wurden 77 Pflegebedürftige mit DM in die Analyse eingeschlossen (76,6 % weiblich, HbA1c-Wert 6,9 ± 1,4 %, Alter 81,6 ± 9,9 Jahre). Vorliegende Probleme und Verbesserungspotenziale konnten durch 95 Mitarbeiter der ambulanten und stationären Versorgungseinrichtungen, 9 Heimleitungen und 6 Hausärzte mithilfe semistandardisierter Fragebögen erfasst werden.
Ergebnisse
Die Stoffwechseleinstellung der pflegebedürftigen Senioren war zu streng eingestellt (mittlerer HbA1c-Wert: 6,9 ± 1,4 %; empfohlener LL-Zielbereich: 7–8 %). Trotz hoher Anzahl von Hausarztkontakten (12,7 ± 7,7 im letzten halben Jahr) wurde der HbA1c-Wert allerdings nur bei 16 von 77 Pflegebedürftigen (20,8 %) im letzten Jahr gemessen. Die Inzidenz schwerer Hypoglykämien lag bei 7,8 % schwere Hypoglykämien/Patient/Jahr. Bezüglich des Notfallmanagements bei diabetesbezogenen Notfällen gaben 33 Mitarbeiter (34,7 %) an, keinen Standard bzw. keine spezielle Handlungsanweisung zu haben (Pflegheim: 39 %, ambulanter Pflegedienst 16,7 %).
Schlussfolgerung
Komplexe Insulintherapieschemata des DM werden im hohen Lebensalter zu häufig eingesetzt mit konsekutiv hoher Anzahl an schweren Hypoglykämien. Konkrete Handlungsanweisungen bei diabetesbedingten Akutkomplikationen für Pflegekräfte fehlen noch in über einem Drittel der Pflegeeinrichtungen.
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