01.05.2013 | Originalien
Auswirkungen der Praxisgebühr auf die Inanspruchnahme von Notfallambulanzen
Eine Prä- und Post-Untersuchung
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 3/2013
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Fragestellung
Die vorliegende Studie untersucht Unterschiede folgender Parameter: Wann wurde die klinische Notfallambulanz vom Patienten aufgesucht und wann erfolgte eine stationäre Aufnahme. Die Angemessenheit der Nutzung von klinischen Notfallambulanzen wurde an zwei Erhebungszeitpunkten vor und nach der Einführung der Praxisgebühr untersucht.
Methoden
Bei der bizentrischen retrospektiven Querschnittstudie wurden sog. Erste-Hilfe-Scheine der internistischen und gynäkologischen Notfallambulanzpatienten von zwei Berliner Kliniken der Maximalversorgung, jeweils ein Monat der Jahre 2001/2002 (t1) und 2006/2007 (t2) analysiert. Für die Bewertung einer angemessenen Inanspruchnahme wurde aus den drei Variablen Transport in die Klinik, Diagnostikdurchführung und stationäre Aufnahme ein Index gebildet. Im Rahmen der Datenerhebung 2006/2007 (t2) wurde eine Patiententeilstichprobe zu den Auswirkungen der Praxisgebühr befragt.
Ergebnisse
Zwischen den Untersuchungszeiträumen t1 und t2 zeigten sich vor allem bei der Gesamthäufigkeit stationärer Aufnahmen (45,6 vs. 48,1; p = 0,024) signifikante Veränderungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen bzw. deutsche Patienten die Rettungsstelle nach oben genannten Indexkriterien angemessen aufsuchen, ist signifikant höher als bei Männern bzw. türkeistämmigen Patienten oder Patienten anderer ethnischer Herkunft. Die Kriterien für eine angemessene Inanspruchnahme der klinischen Notfallambulanzen wurden in t1 von 20,5% und in t2 von 23,7% der Patienten erfüllt, was einer signifikanten Zunahme (p = 0,002) von 2,2% entspricht. Die Praxisgebühr wurde von den befragten Patienten im Wesentlichen kritisch gesehen.
Schlussfolgerungen
Möglicherweise ist die Zunahme einer angemessenen Nutzung eine Folge der verhaltenssteuernden Wirkung der Praxisgebühr. Allerdings zeigten Patienten mit Migrationshintergrund eine deutlich geringere Angemessenheit der Nutzung als deutsche Patienten. Diese könnte Gegenstand von Informationsmaßnahmen sein.
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