Das akute Koronarsyndrom stellt für den Alltag der Notaufnahme eine große Herausforderung dar. Problematisch ist einerseits die sichere Einschätzung des Hochrisikopatienten mit oder ohne Myokardinfarkt, der als solcher erkannt, überwacht und in Abhängigkeit seiner Beschwerden und Befunde möglicherweise rasch einer Reperfusionstherapie zugeführt werden muss. Andererseits zeigen Daten aber auch, dass 2–5% aller Koronarsyndrome in der Notaufnahme übersehen werden. Dies belegt, dass die Erkennung des Niedrigrisikopatienten und seine zuverlässige Entlassfähigkeit aus der Notaufnahme ebenfalls große Schwierigkeiten bereiten. Einstimmig schlagen die Fachgesellschaften eine Risikostratifizierung nach prognostischen Parametern vor, zu denen Anamnese, klinische Befunde, 12-Kanal-EKG und laborchemische Biomarker gehören. Nach den Daten dieser Leitlinien bzw. der speziellen Literatur lassen sich 4 Risikogruppen mit den jeweils diagnostisch und therapeutisch notwendigen Handlungsabläufen definieren, die ein breites Spektrum an Strategien – von umgehender Reperfusionstherapie über Monitoring bis zur Klärung der Entlassfähigkeit – umfassen. Auch die Differenzialdiagnose des Koronarsyndroms muss nach prognostischen Kriterien erhoben und gewichtet werden.