09.06.2017 | Originalien
Zusammenhänge zwischen den kognitiven Leistungen in einem Demenzscreening (SKT) und in einem Intelligenztest (WAIS-IV)
Welche kognitiven Leistungseinbußen im Alter sprechen für einen möglichen pathologischen Abbauprozess?
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 3/2018
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Hintergrund
Welche kognitiven Leistungseinbußen stellen mögliche Indikatoren für beginnende pathologische Abbauprozesse im Alter dar?
Ziel und Fragestellung
Anhand eines etablierten Demenzscreenings können bei älteren Erwachsenen gesunde kognitive Leistungen von beginnenden pathologischen Leistungseinbußen (im Sinne einer leichten kognitiven Störung) unterschieden werden. Die vorliegende Studie befasst sich mit der Frage, welche kognitiven Leistungseinbußen gleichzeitig auch in einem Intelligenztest für Erwachsene als Indikatoren für beginnende pathologische Leistungseinbußen gelten. Das Demenzscreening misst Störungen des Gedächtnisses und der Aufmerksamkeit; die Intelligenzbatterie misst Verarbeitungsgeschwindigkeit, Arbeitsgedächtnis, wahrnehmungsbezogenes logisches Denken und Sprachverständnis.
Material und Methoden
Die Wechsler Adult Intelligence Scale (WAIS-IV) sowie der Syndrom-Kurz-Test (SKT), mit seiner Neunormierung von 2015, wurden an 253 selbstständig lebenden, nichtdementen, älteren Personen (129 Frauen, 124 Männer), die zwischen 60 und 91 Jahre alt waren (M = 71,98; SD = ±7,13), angewendet. Der SKT ermöglicht eine Einschätzung des Schweregrads des kognitiven Abbaus, der mithilfe von Ampelfarben kodiert wird. Grün steht für altersgemäßes Altern, gelb für leichte kognitive Auffälligkeiten im Sinne einer leichten kognitive Störung (LKS) und rot für bedeutsame kognitive Auffälligkeiten, vermutlich aufgrund von demenziellen Prozessen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Zwischen dem Gesamtwert des SKT, als einem Maß für die kognitive Gesamtbeeinträchtigung, und den WAIS-IV-Untertests der Indizes Verarbeitungsgeschwindigkeit, Arbeitsgedächtnis und wahrnehmungsbezogenes logisches Denken fanden sich signifikante Zusammenhänge. Signifikante Mittelwertunterschiede zwischen den Personen in der grünen Gruppe und denen in der gelben Gruppe zeigten sich ausschließlich im Bereich der Verarbeitungsgeschwindigkeit. Hier fanden sich mittelgroße Effektstärken (d = 0,60); die zweitgrößten (nichtsignifikanten) Unterschiede zeigten sich im Arbeitsgedächtnis (d = 0,39). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich bedeutsame kognitive Auffälligkeiten im Alter zunächst in der Verarbeitungsgeschwindigkeit und der reduzierten Kapazität des Arbeitsgedächtnisses bemerkbar machen. Das wahrnehmungsbezogene logische Denken und das Sprachverständnis scheinen bei der leichten kognitiven Störung noch unbeeinträchtigt zu sein. Diese Ergebnisse fanden sich unabhängig vom Alter.
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