25.09.2019 | Originalien
Wie oft sind Notärzte an der Einsatzstelle erforderlich?
Eine Befragung von Notärzten in einem System der telemedizinischen Regelversorgung
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 6/2020
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Hintergrund
Der bundeseinheitliche Notarztindikationskatalog bildet die Grundlage der Notarztdisposition, bisher ohne Verbesserungen des Rettungsdienstes zu berücksichtigen. Durch Weiterentwicklungen wie die Einführung des Notfallsanitätergesetzes, die Implementierung von Telemedizin sowie eine deutlich erweiterte Ausstattung der Rettungswagen (RTW) wird dem Rettungsdienst zunehmend eine gestufte Notfallbehandlung ermöglicht. Daraus resultiert die Frage, wie oft ein Notarzt heutzutage erforderlich ist und ob dieser ressourcenschonender eingesetzt werden kann. Ziel dieser Untersuchung ist eine Ersteinschätzung zum Erfordernis der Notärzte an der Einsatzstelle, basierend auf der Selbsteinschätzung der Notärzte.
Methoden
Die Erfordernis eines Notarztes an der Einsatzstelle, Verdachtsdiagnosen und Medikamentengaben wurden anhand einer Befragung von Notärzten im Rettungsdienst der Stadt Aachen sowie Auswertung der Notarztprotokolle im Zeitraum vom 01.12.2017 bis zum 28.02.2018 überprüft. Daneben wurden auch Konsultationen des Telenotarztes durch einen RTW hinsichtlich Verdachtsdiagnosen und Medikamentengaben ausgewertet.
Ergebnisse
Bei insgesamt 6851 erfassten Einsätzen wurden 20,6 % (n = 1410) durch den bodengebundenen Notarzt und 10,5 % (n = 721) durch den Telenotarzt unterstützt. Die Notärzte hielten sich bei 46,7 % (n = 654) aller Notarzteinsätze für nicht erforderlich, waren jedoch im Mittel 25 min vor Ort an der Einsatzstelle gebunden. Der häufigste Grund für das Erfordernis des Notarztes an der Einsatzstelle waren in 29,8 % (n = 225) vital instabile Patienten.
Schlussfolgerung
In 11 % der rettungsdienstlichen Einsätze war der Notarzt aus seiner Sicht erforderlich. Eine klare Indikationsstellung kann erreichen, dass der Notarzt aufgrund seiner höheren Verfügbarkeit zielgerichteter eingesetzt werden kann. Ein notwendiger Arztkontakt konnte in mehr als 10,5 % der rettungsdienstlichen Einsätze mit Unterstützung durch einen Telenotarzt realisiert werden.
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