Die Leistenhernie ist eine der häufigsten der Menschheit bekannten Erkrankungen, und die Operation der Leistenhernie ist der am häufigsten durchgeführte Eingriff auf dem Gebiet der Allgemeinchirurgie weltweit. Ungefähr ein Drittel dieser Leistenhernien sind asymptomatisch oder minimal symptomatisch. Diese asymptomatischen Hernien sind in der Vergangenheit deshalb chirurgisch behandelt worden, weil man Komplikationen wie Einklemmung und Darmverschluss fürchtete. Dieses Konzept wurde in den letzten 10 Jahren aufgrund der Ergebnisse zweier randomisierter kontrollierter Studien, die eine Strategie des „watchful waiting“ (WW) für asymptomatische Hernien mit einer routinemäßigen Operation verglichen, infrage gestellt. Erste Ergebnisse aus beiden Studien zeigten keine signifikante Zunahme an Notfalleingriffen in der Gruppe des WW. Jedoch wurde in der Langzeitanalyse von beiden Gruppen unabhängig voneinander herausgefunden, dass die Mehrheit der Patienten in der WW-Gruppe wegen zunehmenden Symptomen, meistens Schmerz und Missempfinden, operiert werden musste.