In jeder Kommunikation pendeln Nähe und Distanz entlang von variablen Grenzen zwischen Du und Ich. In therapeutischen Beziehungen besteht Gefahr, aufgrund eigener Bedürftigkeit die Grenzen des Gegenübers zu überschreiten – nicht nur ein Kunstfehler, sondern meist auch eine Retraumatisierung. Dieses Kapitel thematisiert Grenzen und Grenzüberschreitungen in psychotherapeutischen Kontexten. Zunächst werden ethnologische und psychoanalytische Theorien zur Konzeptualisierung von äußeren und inneren Grenzen und deren Wahrnehmung beschrieben. Anschließend wird das Thema Macht und Machtmissbrauch in therapeutischen Beziehungen aus Sicht der Transaktionsanalyse analysiert. Danach wird beschrieben, inwieweit Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene wie Helferwahn und Pseudogefühle zu Missbrauch in therapeutischen Beziehungen beitragen. Schließlich wird dargelegt, wie entsprechende Selbstwahrnehmung, „heilsames Denken“ und die Gestaltung der Sprache möglichen Grenzüberschreitungen bzw. unethischen und eigennützigen Impulsen in der therapeutischen Arbeit vorbeugen können.