05.10.2021 | Originalien
Schlaf bei Patienten einer Gedächtnissprechstunde
Klinische Charakteristika der Diskrepanz zwischen subjektiver und objektiver Erfassung
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 8/2022
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Hintergrund
Demenzen sind häufig von Schlafstörungen begleitet, wobei deren Diagnostik mit subjektiven Verfahren diskrepant zu objektiven Methoden ausfallen kann. Die Häufigkeit und klinischen Charakteristika von Patienten, deren subjektive Schlafeffizienz als unbeeinträchtigt erlebt wird und mit einer objektiv auffälligen Schlafeffizienz im Sinne einer Überschätzung kontrastiert, wurde an einer Gedächtnissprechstunde untersucht.
Methoden
An 2 aufeinanderfolgenden Tagen wurde eine leitlinienorientierte Demenzdiagnostik (inkl. Mini-Mental Status Examination, MMSE, und Clinical Dementia Rating, CDR) umgesetzt, ergänzt um eine subjektive (Pittsburgh Sleep Quality Index, PSQI) und objektive (Aktigraphie einer Nacht) Erfassung des Schlafs. Eine Überschätzung der Schlafeffizienz war definiert als eine subjektive Schlafeffizienz (SSE) ≥85 % bei aktigraphischer Schlafeffizienz (ASE) <85 %.
Ergebnisse
Von 45 Patienten (74,4 ± 7,8 Jahre; 26 w/19 m; CDR < 1: n = 16, CDR = 1: n = 28; Diagnosegruppen nach ICD-10: F0: n = 39, F3: n = 5, Z03.x: n = 1) wiesen 10 eine überschätzte Schlafeffizienz auf, die gegenüber den 3 Gruppen SSE und ASE ≥85 % (n = 17), SSE und ASE <85 % (n = 9) sowie SSE <85 % bei ASE ≥85 % (n = 9) einen verminderten MMSE-Score sowie einen höheren Anteil von Patienten mit Demenzsyndrom (CDR = 1) aufwiesen. In einer binär logistischen Regression verblieb der MMSE als bedeutsamer Prädiktor für eine Überschätzung der Schlafeffizienz.
Diskussion
Kognitive Defizite von Gedächtnisambulanzpatienten scheinen dazu beizutragen, dass ein objektiv gestörter Schlaf subjektiv weniger wahrgenommen und/oder berichtet wird. Dies könnte in einem diagnostischen Prozess, der eine erweiterte Schlafdiagnostik nicht obligat vorsieht, falsch-negative subjektive Schlafscreenings begünstigen.
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