Zusammenfassung
Die äußere Haut sowie die Schleimhäute des Oropharynx, des oberen Respirationstrakts, des gesamten Darms und des unteren Urogenitaltrakts sind überwiegend von bakteriellen Mikroorganismen besiedelt. Diese sog. Mikrobiota, welche aus historischen Gründen als „physiologische Flora“ bezeichnet wurde, ist über längere Zeit stabil, variiert allerdings in ihrer Zusammensetzung erheblich von Individuum zu Individuum. Ein Erwachsener wird von ca. 1014 Bakterien besiedelt – überwiegend im Gastrointestinaltrakt. Daneben finden sich Viren (v. a. Bakteriophagen), Pilze und Protozoen. Die physiologische Kolonisation des Neugeborenen mit Mikroorganismen von der Mutter und aus der Umwelt beginnt während der Geburt. Innerhalb der ersten drei Lebensjahre wird die Mikrobiota des Kindes der eines Erwachsenen immer ähnlicher. Die Mikrobiota spielt eine wichtige Rolle für die menschliche Gesundheit: sie vermittelt den Abbau von Nährstoffen, die Produktion von Vitaminen, sekundären Gallensalzen und bioaktiven Metaboliten, dirigiert die Reifung des Immunsystems und schützt vor Infektionen. Daneben stehen Unterschiede im Mikrobiom im kausalen Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen, wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, metabolischen Erkrankungen und Krebs. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind Thema aktueller Forschungsarbeiten mit dem Ziel, das Mikrobiom zur Prävention und Therapie dieser Krankheiten einzusetzen.