Nordrhein-Westfalen streicht zum Jahresende die institutionelle Förderung des Instituts für Pflegewissenschaft (IPW) an der Universität Bielefeld. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) spricht von einer „katastrophalen Entscheidung“.
DBfK-Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper sieht ohne Pflegewissenschaft keine Weiterentwicklung des pflegerischen Handlungsfeldes.
Der DBfK hat die Entscheidung des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums, die Förderung des Bielefelder IPW zum 31. Dezember einzustellen, am Dienstag scharf kritisiert.
Deutschland sei in der Pflegewissenschaft im internationalen Vergleich von jeher schwach aufgestellt, hieß es. Erst Ende 2023 habe der Wissenschaftsrat eindringlich die Notwendigkeit der Disziplinbildung auch in der Pflegewissenschaft formuliert, um den Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung begegnen zu können.
„In dieser Situation entscheidet sich Nordrhein-Westfalen, ein renommiertes pflegewissenschaftliches Institut fallen zu lassen. Das macht mich fassungslos“, so das Urteil von DBfK-Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper.
Pflegewissenschaftliche Fakultäten auf- und ausbauen
Der richtige Weg wäre, pflegewissenschaftliche Fakultäten an den Universitäten auf- und auszubauen. Ohne Pflegewissenschaft werde es keine Weiterentwicklung des pflegerischen Handlungsfelds geben, so Klapper. Dabei sei es angesichts der alternden Boomer-Jahrgänge notwendiger denn je, Pflegebedürftigkeit zu verhindern und zu vermindern. Die DBfK-Bundesgeschäftsführerin betonte: „Woher sollen das Wissen und die Evidenzbasierung in der Praxis kommen, wenn es keine pflegewissenschaftlichen Institute gibt?“
IPW erhalten
Der Berufsverband forderte die Landesregierung auf, das IPW zu erhalten und sogar massiv auszubauen. Die Forschung dort werde gebraucht, um die pflegerische Versorgung in Deutschland zu sichern.
Aus Sicht des DBfK hat bereits die Abwicklung der einzigen universitären Fakultät für Pflegewissenschaft an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar im April 2021 die Profession massiv geschwächt. Die Schließung des IPW sei ein weiterer harter Schlag für die Pflegewissenschaft. (ne)