Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) mahnt mehr Tempo bei wirksamen Reformen in der Pflege an. Anlass ist der überwältigende Erfolg der Petition „Mensch vor Profit – Für eine Pflege in Würde“. Bis Anfang März muss sich die Bundesregierung zu den Forderungen der Petition positionieren.
Um die Forderungen der Petition zu erfüllen, braucht es aus Sicht von DBfK-Präsidentin Christel Bienstein Mut und Tempo, nicht Trippelschritte.
Für die vom Magazin Stern vor zwei Jahren gestartete Petition hatte der Bundestag vor kurzem grünes Licht gegeben. Mit einstimmigem Votum wurde sie an die Bundesregierung übergeben. Bis März muss diese Rechenschaft über ihre bisherigen Bemühungen ablegen.
Berechtigte Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen
„Der Petitionsausschuss und das Parlament haben mit ihrem Berücksichtigungsvotum gezeigt, dass sie die berechtigten Sorgen dieser Menschen ernst nehmen“, kommentierte DBfK-Präsidentin Christel Bienstein am Dienstag die Entscheidung. Der DBfK gehörte zu den zahlreichen Unterstützerorganisationen der Petition.
Diese fordert u.a. gerechtere Löhne für beruflich Pflegende, verlässliche Arbeitszeiten, mehr Wertschätzung sowie eine "konsequente Abkehr von Profitdenken und ökonomischen Fehlanreizen durch eine Gesundheitsreform." Mehr als 330.000 Menschen hatten die Petition unterschrieben und sie laut Stern zum "bis dato erfolgreichsten Internet-Gesuch" an den Petitionsausschuss des Bundestags gemacht.
Von fairen Gehältern noch weit entfernt
"Nun ist die Bundesregierung am Zug", stellte die DBfK-Präsidentin fest. Nach wie vor seien viele Reformen offen. Bienstein kritisierte: „Statt Mut und Tempo für grundlegende Reformen haben wir in den vergangenen Jahren Trippelschritte gesehen“. Um die Forderungen der Petition zu erfüllen, müssen aus Sicht des DBfK verschiedene Maßnahmen zügig umgesetzt werden.
So sei man von fairen Gehältern nach wie vor weit entfernt: „Wir haben noch immer einen deutlichen Gehaltsunterschied zwischen Pflegefachpersonen in der Langzeit- und der Akutpflege, der sachlich nicht begründbar ist“, urteilte Bienstein. "Wenn die Qualifikation, die Verantwortung und die Belastung sich gleichen, sollte auch das gleiche Gehalt gezahlt werden." Das gelte innerhalb der Pflegeberufe, aber auch darüber hinaus.
Mehr Handlungsspielraum und Mitbestimmung für Pflegefachpersonen
Zur Aufwertung des Pflegeberufs gehört für den DBfK aber auch die Anerkennung der Expertise beruflich Pflegender. Bienstein: „Anerkennung drückt sich entschieden auch in Mitbestimmung und Handlungsspielräumen aus.“
Ferner seien angesichts der immer komplexer werdenden Herausforderungen in der Pflege mehr wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis erforderlich. Der DBfK bekräftigte seine Forderung nach einem Ausbau der Pflegestudiengänge.
Im Hinblick auf die angekündigten Versorgungsgesetze erwartet der DBfK eine gezielte Stärkung von Prävention und Gesundheitsförderung. Vor allem in der Primärversorgung brauche es neue Strukturen, um sichere Gesundheitsversorgung für alle erreichbar zu machen.
Nicht zuletzt sieht der DBfK das deutsche Gesundheitssystem geprägt von Fehlversorgung. Obwohl es weltweit zu den teuersten zählt, werden nach OECD-Zahlen nur durchschnittliche Ergebnisse erzielt. Bienstein sagte: „Wir können uns diese Fehlversorgung nicht leisten. Um wirksamer für Gesundheit in der Bevölkerung sorgen zu können, brauchen wir hochqualifiziertes Personal und auch eine bessere Datenlage." Aufgabe des angekündigten Bundesinstituts für öffentliche Gesundheit müsse es sein, geeignete Daten zu erheben. (ne)