Zusammenfassung
Das Genus Mycobacterium (M.) ist die einzige Gattung der Familie der Mycobacteriaceae. Mykobakterien unterscheiden sich von den meisten anderen Bakterien durch ihren Gehalt an Wachsen in der Zellwand sowie, dadurch bedingt, durch eine hohe Festigkeit gegen Säuren und Basen. Sie können deshalb mit besonderen Färbemethoden (Ziehl-Neelsen, Auramin) angefärbt werden. Mykobakterien vermehren sich nur in Gegenwart von Sauerstoff, d. h., sie sind obligate Aerobier. Unter anaeroben Bedingungen stellen Mykobakterien das Wachstum ein. Dabei verändern sie die Genexpression dramatisch. Die eng verwandten Spezies M. tuberculosis, M. bovis und M. africanum (DNA-DNA-Homologie >95 %) sind Mitglieder des sog. M. tuberculosis-Komplexes. Sie verursachen beim Menschen die Tuberkulose (TB), wobei Infektionen mit M. africanum und M. bovis selten sind. Weiter gehören zur Gattung die große Gruppe (>100 Spezies) der nichttuberkulösen Mykobakterien und M. leprae, der Erreger der Lepra; dieser ist im Gegensatz zu allen anderen Mykobakterien in vitro nicht kultivierbar. Die nichttuberkulösen Mykobakterien kommen in der Umwelt vor, sind weniger virulent und verursachen in der Regel opportunistische Infektionen. Die Vorsilbe „Myko“ bezeichnet eigentlich eine Zugehörigkeit zu Pilzen (gr.: „mykes“, Pilz). Der Begriff Mykobakterien wurde gewählt, weil sich M. tuberculosis wegen seiner hydrophoben Lipidschicht auf der Oberfläche flüssiger Kulturmedien vermehrt. Dadurch entsteht der Eindruck eines schimmelpilzähnlichen Bewuchses. In der Folge wurde die Bezeichnung auf alle Bakterien dieser Gattung ausgedehnt, auch wenn sie nicht schimmelpilzartig auf flüssigen Kulturmedien wachsen.