01.10.2018 | originalarbeit
Messung psychischer Belastungen in Krankenhäusern
Nutzen und Hemmnisse
Erschienen in: PRO CARE | Ausgabe 8/2018
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Hintergrund
Seit dem Jahr 2013 ist sowohl in Österreich als auch in Deutschland die Evaluierung bzw. Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen der Arbeitnehmer eine gesetzliche Pflicht für Unternehmen. Insbesondere für Krankenhäuser — ein Unternehmenstyp, der bisher meist wenige Aktivitäten für interne Gesundheitsförderung setzte — kann dies einen Anreiz zur Setzung gezielter Maßnahmen darstellen, die die psychosozialen Belastungen der Mitarbeiter reduzieren sollen.
Methode
In 2 österreichischen Bundesländern wurden alle dort ansässigen 45 Krankenhäuser zuerst schriftlich und dann telefonisch kontaktiert. Insgesamt 29 konnten mithilfe des Telefoninterviews dazu befragt werden, wann und in welcher Form die Evaluierung durchgeführt wird.
Ergebnis
In Österreichs Krankenhäusern ist die Evaluierung der psychischen Belastungen in vollem Gange: entweder bereits umgesetzt, in Arbeit oder in Vorbereitung. Allerdings variieren die verwendeten Methoden, und es werden oft sehr einfache, wenig aussagekräftige Instrumente eingesetzt. Die Erhebung wird in 54 % der Fälle durch internes Personal, insbesondere von Arbeitspsychologen und Betriebsärzten, durchgeführt. Dies ist als problematisch zu werten und birgt internes Konfliktpotenzial.
Schlussfolgerung
Zwar ist die Umsetzung der Evaluierung psychischer Belastungen resp. der Gefährdungsbeurteilung in Österreichs Krankenhäusern weit fortgeschritten, die häufige Verwendung teils ungeeigneter, teils sehr oberflächlicher Instrumente kann der komplexen Realität in Gesundheitsberufen jedoch nicht gerecht werden. Der Nutzen der Erhebungen wird daher voraussichtlich sein Potenzial nicht erreichen.