Die gemeinsam vom DZNE, der Universitätsmedizin Greifswald und der Universitätsmedizin Rostock durchgeführte DelpHi-Studie ist eine hausarztbasierte, Cluster-randomisierte Interventionsstudie zur Evaluation der Wirksamkeit eines „Dementia-care-management“-Konzepts zur Verbesserung der Versorgung an Demenz erkrankter Menschen in der eigenen Häuslichkeit [
27]. In den Jahren 2012–2014 wurden in 139 Hausarztpraxen Patienten im Alter von 65+, die zu Hause leben, auf Demenz gescreent und bei einem positiven Testergebnis um ihre Teilnahme an der Studie gebeten. Sie erhielten dann entweder „care as usual“ durch den behandelnden Hausarzt oder zusätzlich Interventionsbesuche durch spezifisch qualifizierte Studienschwestern, die für 6 bis 12 Monate ein computergestütztes „dementia care management“ durchführten [
28]. Bei beiden Gruppen wurde eine umfangreiche Datenerhebung vor Beginn der Intervention und in Zwölfmonatsintervallen vorgenommen. Die Studie dauert noch an; im Jahr 2016 hatten aber alle Probanden die Intervention durchlaufen. Im Rahmen der Studie wurden 6838 Patienten gescreent, und 635 erklärten ihre Teilnahmebereitschaft [
29]. Damit liefert die Studie eine umfassende Beschreibung der von Demenz betroffenen in der primärärztlichen Versorgung. Sie repliziert Ergebnisse, z. B. dass Menschen mit Demenz häufig keine formale Demenzdiagnose besitzen [
30] oder ergänzt frühere ökonomische Analysen der Kosten der Demenz [
31], aber weist auch auf andere Problemfelder hin, z. B. dass ca. 50 % der Betroffenen allein leben [
29]. Die Betroffenen werden in der gesamten Komplexität des Versorgungsgeschehens und auch der Versorgungsbedarfe (medizinisch, pflegerisch, therapeutisch, psychosozial) dargestellt. Dies bilde die Grundlage einer individualisierten, komplexen Intervention, denn erste Ergebnisse zeigen, dass Betroffene im Durchschnitt knapp 9 verschiedene Versorgungsbedarfe haben, 90 % mindestens 3 und der Großteil pflegerisch bzw. psychosozialer Natur ist [
29,
32]. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die Demenzversorgungsforschung interdisziplinär angelegt werden muss und neben der medizinischen Forschung auch die pflegerische und die sozialwissenschaftliche Forschung von großer Bedeutung und Relevanz für die Betroffenen und das Gesundheitssystem sind. Dazu zählen insbesondere die Angehörigen [
33]. Die Wirksamkeitsergebnisse auf der Betroffenenebene sind noch nicht veröffentlicht, aber nicht minder wichtig sind die positiven Ergebnisse in der Einstellung teilnehmender Hausärzte gegenüber der Screeningprozedur zur Identifikation von Menschen mit Demenz und auch dem „dementia care management“ in Bezug auf deren Qualifikation, deren Tätigkeit und deren Einfluss auf die Versorgung [
34].