01.04.2013 | Originalien
Mangelernährung und Demenz bei Bewohnern in Einrichtungen der stationären Altenpflege in Deutschland
Ergebnisse von Prävalenzerhebungen aus den Jahren 2008 und 2009
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 3/2013
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Hintergrund und Zielsetzung
Ernährungsdefizite in der stationären Altenpflege in Deutschland werden immer wieder in Verbindung mit Demenz diskutiert. Systematische Untersuchungen zu Versorgungsstrukturen in der stationären Altenpflege, speziell bei Menschen mit Demenz im Zusammenhang mit Ernährungsdefiziten, finden sich allerdings nur wenige in Deutschland. Ziel der vorliegenden Sekundäranalyse ist herauszufinden, ob Unterschiede in der Ernährungssituation zwischen Bewohnern mit und ohne Demenz bestehen.
Methodik
Diese Arbeit ist eine multizentrische Querschnittsstudie, die Datenerfassung erfolgte mit einem standardisierten Mehrebeneninstrument (Institutionsebene, Wohnbereichsebene, individuelle Bewohnerebene), wobei die Vergleiche zwischen Bewohnern mit und ohne Demenz nur auf Ebene der bewohnerbezogenen Daten vorgenommen werden können. Das Instrument wurde aus dem Niederländischen (Universität Maastricht) übernommen. Variablenbereiche sind: Indikatoren für Risiken und wahrscheinliche Mangelernährung, Pflegeabhängigkeit und eingeleitete Interventionen.
Ergebnisse
Insgesamt 53% der 4777 Bewohner (77,9% Frauen, 22,1% Männer, Altersdurchschnitt 82 Jahre), die 2008 und 2009 in die Studie einbezogen wurden, hatten nach Angaben der Pflegedokumentation eine Demenz. Hiervon wurden bei 759 Bewohnern (85,1% Frauen, 14,1% Männer, Altersdurchschnitt 85 Jahre) Hinweise auf eine wahrscheinliche Mangelernährung gefunden, die damit um über 10%-Punkte häufiger als bei Menschen ohne Demenz vorkam. In allen relevanten Risikoindikatoren für Ernährungsdefizite (Gewichtsverlauf, Body-Mass-Index und Nahrungsaufnahme) waren Menschen mit Demenz im Vergleich zu denen ohne Demenz stärker gefährdet. Auch sind Menschen mit Demenz im Durchschnitt pflegebedürftiger und benötigen mehr Unterstützung beim Essen und Trinken als Bewohner ohne Demenz.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der Studie belegen den Zusammenhang zwischen Ernährungsdefiziten und einer Demenz. In den Einrichtungen wird die Erfassung des Ernährungszustands noch zu wenig auf Basis standardisierter Screeninginstrumente durchgeführt. Auch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eingeleitete Maßnahmen noch zu unreflektiert und wenig gezielt angewendet werden, obwohl klar erkennbar ist, dass mit zunehmenden Risiko und beim Vorhandensein einer Demenz auch der Anteil der eingeleiteten Maßnahmen steigt, Pflegende also auf entsprechende Risiken reagieren.
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