Bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV) ist in der Regel eine Sichtung aller Patienten durch den Leitenden Notarzt in einem medizinisch sinnvollen Zeitrahmen nicht durchführbar. Kritisch verletzte Patienten müssen schnell und gezielt unter der Vielzahl der meist Leichtverletzten identifiziert und einer entsprechenden Behandlung zugeführt werden. Material und Methoden. 244 Rettungsassistenten wurden in der Sichtung entsprechend dem mSTaRT-Konzept eingewiesen. Bei 3 Übungen mit MANV wurde die Anwendung des Algorithmus erprobt und Sichtungszeit und Sichtungsergebnis durch Dokumentationsassistenten erfasst. Ergebnisse. 11 Sichtungsteams kategorisierten insgesamt 132 Patienten, die Dauer der Sichtung betrug im Median 35 s (IQR 25–49 s). Die Rate der kritischen Übertriage für durch die Übungsleitung rot deklarierte Patienten betrug 5,3% (95%-KI 1,5–9,1%), die kritische Untertriage 3,0% (95%-KI 0,1–6,0%) bei einer Sensitivität von 88,2% (95%-KI 73,4–95,3%) und einer Spezifität von 93,9% (95%-KI 87,3–97,2%). Kritisch verletzte Patienten wurden mit einer 14,4fachen Wahrscheinlichkeit von anderen Patienten unterschieden. Das positive Wahrscheinlichkeitsverhältnis (LR+) betrug 14,4 (95%-KI 6,6–31,6), das negative Wahrscheinlichkeitsverhältnis (LR−) 0,125 (95%-KI 0,05–0,315). Schlussfolgerung. Rettungsassistenten können bei Anwendung des mSTaRT-Algorithmus eine schnelle und treffsichere erste Sichtung durchführen. Durch die Zeitersparnis und den gezielten Einsatz von Ressourcen kann bei MANV die präklinische Behandlung und der Abtransport von lebensbedrohlich verletzten Patienten deutlich beschleunigt werden.