Eine korrekte Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) ist gleichermaßen notwendig und schwierig. Goldstandardmethoden wie die Messung der Inulin-Clearance sind für den klinischen Gebrauch nicht praktikabel, sodass die Nierenfunktion mithilfe leichter messbarer endogener Biomarker abgeschätzt werden muss. Die Plasmakonzentrationen der Filtrationsmarker Kreatinin und Cystatin C lassen allein keine einfache Aussage über die Nierenfunktion zu, da ihre Konzentrationen nicht linear mit und auch nicht ausschließlich von der GFR abhängen. Daher versuchen Formeln, die GFR mathematisch anhand einfach verfügbarer Parameter abzuschätzen. Aktuell am gebräuchlichsten ist die Formel MDRD (nach der Modification of Diet in Renal Disease Study) oder CKD-EPI (nach der Chronic Kidney Disease Epidemiology Collaboration). Für ältere Menschen stehen u. a. die Formeln BIS‑1 und BIS‑2 (nach der Berlin Initiative Study) zur Verfügung. Inwieweit die geschätzte („estimated“) Filtrationsrate (eGFR) der wahren GFR nahekommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Genauigkeit der Formeln ist geringer bei GFR-Werten über 60 ml/min · 1,73 m2KOF, akuten Schwankungen der GFR und bei extremen individuellen Körpermerkmalen, insbesondere bei sehr hoher oder sehr geringer Muskelmasse. Eine eGFR um oder knapp unter 60 ml/min · 1,73 m2KOF allein kann bei älteren Individuen nicht sicher zwischen alters- und krankheitsbedingtem GFR-Verlust diskriminieren. Renal eliminierte Medikamente sollten dennoch anhand der eGFR dosiert werden.