Zusammenfassung
„Das erste Wort, das ich lernte, war ‚ayep‘ (arabisch), was so viel bedeutet wie: ‚es bringt keine Ehre, sondern Schande‘. Es geht also nicht darum, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, sondern zwischen dem, was die Ehre verletzt und was nicht.“ (Eric
2016), beschreibt Yassir Eric, Leiter des Europäischen Instituts für Migration, Integration und Islamthemen, über seine Erziehung im Sudan. In der medizinischen Versorgung und Pflege spielt Scham eine besondere Rolle. In manchen Fällen ist sie sogar ein Tabu. Pflegebedürftige Personen erleben häufig Hilfsbedürftigkeit, Ohnmacht und Abhängigkeit. Gerade in der Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund oder durch Migranten spielt Scham eine zentrale Rolle, da kollektivistische Erziehungsmodelle in der Regel mit einer Schamkultur einhergehen. Die Situation ist umso komplexer, wenn die pflegende Person selbst mit Migrationshintergrund einer Schamkultur entstammt. Diese Person muss sich unter Umständen durch Selbstreflexion von inneren Bewertungen befreien.