19.12.2016 | Leitthema
Infektionen bei Flüchtlingen
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 3/2017
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Hintergrund
Deutschland verzeichnete 2015 einen Zuwachs des Flüchtlingsstroms auf etwa 1 Mio. Menschen. Die medizinische Versorgung dieser Patientengruppe birgt einige Besonderheiten, die sich von der medizinischen Versorgung der einheimischen Bevölkerung grundlegend unterscheiden. Katastrophale hygienische Bedingungen während der Flucht sowie Mangel- und Fehlernährung führen zu einer erhöhten Krankheitsmorbidität, insbesondere hinsichtlich Infektionserkrankungen.
Ziel, Material, Methode
Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, anhand eigener Daten sowie der bisher verfügbaren Literatur (nach Pubmed-Recherche) diese Spezifika in der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen herauszuarbeiten.
Ergebnisse
Die Flüchtlinge sind überwiegend männlich (65 %), der Altersmedian beträgt <30 Jahre. Bei den akutmedizinischen Problemen zeigt sich ein Überwiegen von Infektionserkrankungen, die ohne tropenmedizinische Spezialkenntnisse erkannt und behandelt werden können. Durch den schlechten Immunisierungsstatus der Asylsuchenden kommt es immer wieder zu Erkrankungshäufungen von Varizellen, Masern und Influenza. Darüber hinaus gibt es aber wichtige Infektionserkrankungen, die speziell bei den Asylsuchenden bedacht werden müssen. Dazu gehören unter anderem Tuberkulose, Malaria, Läuserückfallfieber, Leishmaniose, Schistosomiasis und Brucellose.
Schlussfolgerung
Bei den akutmedizinischen Problemen der Flüchtlinge überwiegen Infektionserkrankungen, die meist durch ein Erregerspektrum analog dem der einheimischen Bevölkerung verursacht werden. Tropenspezifische Erkrankungen und solche, die einer spezifischen infektiologischen Expertise bedürfen, bilden eher die Ausnahme, müssen aber im Einzelfall berücksichtigt werden. Vor allem ist hierbei an Tuberkulose, bei Fieber und Herkunft aus Subsahara-Afrika aber auch an Malaria und Läuserückfallfieber zu denken. Pest, Gelbfieber, Lassa- und Ebolafieber sowie Trypanosomiasis sind im Patientenkollektiv der Flüchtlinge nicht zu erwarten.
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