01.07.2013 | Originalien
Idealtypische Interaktionsmuster psychosomatischer Patienten in stationär-geriatrischer Behandlung
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 5/2013
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Hintergrund
Die Zusammenarbeit zwischen Psychosomatik und Geriatrie ist immer noch sporadisch und institutionell selten integriert. Dabei haben beinahe die Hälfte aller klinisch-geriatrischen Patienten psychopathologische Symptome von Krankheitswert. Interaktionsmuster von Patienten und Professionellen des geriatrischen Teams im Vorfeld einer psychosomatischen Intervention, die zur Hinzuziehung eines Konsiliarius führen, sind immer noch wenig bekannt. Ziel der Arbeit ist die Identifikation derartiger Beziehungsmuster, die sich dann auch in der Interaktion mit dem Psychosomatiker wiederholen können.
Material und Methoden
Die Konsilprotokolle von 76 klinisch-geriatrischen Patienten, die im Laufe eines Jahres psychosomatisch behandelt wurden, dienten als Basisdaten für die Entwicklung von Interaktionstypen mittels der systematischen, qualitativen Methode der verstehenden Typenbildung.
Ergebnisse
Es konnten 3 Gruppen von insgesamt 11 Interaktionstypen gebildet werden: 1) „konflikthaftes Miteinander“ mit Patienten, die ihre innere Konfliktlage (z. B. um Autonomie oder Macht und Unterwerfung) inszenieren, 2) „Das Problem kann nicht verhandelt werden“ mit Patienten, die das psychische Problem vergessen oder verleugnen und anderweitig verdrängen, und 3) „Kontaktvermeidung“ mit Patienten, die sich in verschiedenen Formen des psychosozialen Rückzugs befinden.
Schlussfolgerung
Die Erweiterung des geriatrischen Ansatzes der funktionellen Diagnostik auf interaktionell-psychodynamische Aspekte ist möglich und fördert einen differenzierten Blick auf die psychosomatische Situation geriatrischer Patienten.
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