Einleitung
Verweildauer in der Notaufnahme bis zur Intensivstationsverlegung
Einfluss der Verweildauer auf die Letalität
„OSKARinED“ als Akronym zum notfallmedizinischen „Bridging“
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Oxygenierung und Beatmung
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Sedierung und Analgesie
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Katecholamine, Volumentherapie und Kathetermanagement
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Antiinfektive Therapie
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Richtige Lagerung und prophylaktische Maßnahmen
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Ernährung/Elektrolyte und Blutzucker/Blutgasanalyse (BGA)
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Delirprophylaxe und -management
O: Oxygenierung und Beatmung
Ursache/Begleiterkrankungen | Ziel‑SpO2 [%] |
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Myokardinfarkt | O2-Gabe, wenn SpO2 < 90 % |
Akute Exazerbation einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung | 88–92 |
Kardiogener Schock | 95–98 |
Nach Reanimation | 94–98 |
Schlaganfall | > 94 |
Beatmete Patienten im Allgemeinen | 90–94 |
Kohlenmonoxidintoxikation | FiO2 100 % unabhängig vom SpO2-Wert |
Nichtinvasive Beatmung (mod. nach [40]) | Invasive Beatmung (mod. nach [59]) | |||
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Bei Hypoxie | Bei Hyperkapnie | Hypoxie | COPD oder Asthma | |
FiO2 | 100 %, dann schnell reduzieren | 30 % | 80–100 %, dann schnell reduzieren | 40–100 %, dann ggf. steigern |
PEEP | 5 mbar | 5 mbar | 8 mbar | 0–5 mbar |
Atemfrequenz | – | – | 12–20 | 6–8 |
Tidalvolumen | – | – | 6 ml/kgKG | 6 ml/kgKG |
I:E | – | – | 1:2 | 1:3–1:5 |
Psupp | 5 mbar über PEEP | 8 mbar über PEEP | – | – |
S: Sedierung und Analgesie
Dosierung | Nebenwirkungen (Auswahl, Liste unvollständig) | Besonderheiten | |
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Morphin | 5–10 mg i.v. 10–30 mg i.m./s.c. | Appetitabnahme, Stimmungsveränderungen, Euphorie, Dysphorie, Kopfschmerz, Schwindel, Obstipation, Übelkeit/Erbrechen, Dyspepsie, Miosis, Schwitzen, Urtikaria, Pruritus, Harnretention, Atemdepression | Metabolisierung in aktive Substanzen wie Morphin-6-glukuronid Antidot: Naloxon |
Piritramid | 7,5–22,5 mg i.v. 15–30 mg i.m./s.c. | Stupor, Schwindel, Übelkeit/Erbrechen, Würgereiz, Blässe, Blutdruckabfall | Antidot: Naloxon |
Sufentanil | Initial: 0,15–0,7 µg/kgKG i.v. Aufrechterhaltung: 0,1–0,25 µg/kgKG/h | Atemdepression, Muskelrigidität, Hypotension, v. a. bei Hypovolämie, Bradykardie | Antidot: Naloxon |
Remifentanil | Einleitung: Möglichst direkt Aufrechterhaltung Aufrechterhaltung: 1,5–18 µg/kgKG/h | Atemdepression, Muskelrigidität, Hypotension, v. a. bei Hypovolämie, Bradykardie | Abbau: Pseudocholinesterase, somit Abbau leber- und nierenunabhängig Antidot: Naloxon |
Propofol | Einleitung: (1–)1,5–2,5 mg/kgKG i.v. Aufrechterhaltung: 3(4)–6(–12) mg/kgKG/h i.v. | Atemdepression bis Apnoe, Blutdruckabfall (negativ inotrop, verminderter periph. Widerstand), v. a. bei Hypovolämie, Erregungsphänomene, lokaler Injektionsschmerz, Histaminfreisetzung, Propofolinfusionssyndrom | Geringe bronchodilatatorische Wirkung, günstig bei SHT und erhöhtem ICP Kein Antidot vorhanden |
Midazolam | Einleitung: 0,15–0,2 mg/kgKG i.v. Aufrechterhaltung: 0,03–0,2 mg/kgKG/h i.v. Wirkeintritt: 60–90 s Halbwertszeit: 1–4 h | Paradoxe Erregung Cave: Kombination mit Alkohol (verstärkte Alkoholwirkung), Ateminsuffizienz in Kombination mit Opioiden | Cave: Ampullen in unterschiedlichen Konzentrationen (5 mg/5 ml und 15 mg/5 ml) Antidot: Flumazenil |
Haloperidol | 1–10 mg i.m. | Agitiertheit, Schlaflosigkeit, extrapyramidale Erkrankung, Hyperkinesie, Kopfschmerzen, psychotische Störung, Depression, Hypokinesie, Schwindel, Somnolenz, Tremor, Sehstörungen, Hypotonie, Erbrechen, Übelkeit, Obstipation, Hypersalivation, Mundtrockenheit, Harnretention, Ausschlag | Keine intravenöse Gabe (Gefahr von Long-QT-Syndrom) |
Clonidin | 0,15–0,6 mg i.v., s.c. und i.m. Tageshöchstdosis | Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, orthostatische Dysregulation wie Schwarzwerden vor den Augen, Schwindel, Kollapsneigung in aufrechter Körperhaltung sowie beim Lagewechsel vom Liegen zum Stehen, Mundtrockenheit, Obstipation, Übelkeit, Erbrechen, Bradykardie | Bei schneller i.v.-Applikation kann es zu vorübergehendem Blutdruckanstieg kommen; intravenöse Applikation via Kurzinfusion |
Dexmedetomidin | Initial 0,7 µg/kgKG/h, dann zwischen 0,2 und 1,4 µg/kgKG/h veränderbar je nach Sedierung | Hyper‑/Hypoglykämie, Unruhe, Bradykardie, myokardiale Ischämie oder Infarkt, Hyper‑/Hypotonie, Atemdepression, Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit, Entzugssyndrom, Hyperthermie | Gabe via Perfusor; erhöhte Mortalität bei Anwendung >65 Jahre |
Melatonin | 2 mg vor der Nachtruhe | Kopfschmerzen, Nasopharyngitis, Rückenschmerzen, Arthralgie, Hyperbilirubinämie, Juckreiz, Glukosurie, Proteinurie, Gewichtszunahme, Transaminasenanstieg | – |
Noradrenalin | „push dose pressor“: 10 µg/ml: 1 mg auf 100 ml NaCl 0,9 %; ml-weise über pVK oder ZVK Niedrigkonzentriert für pVK: 20 µg/ml: 1 mg auf 50 ml NaCl 0,9 % via Perfusor; Laufrate je nach Kreislaufsituation Hochkonzentriert für ZVK: 100 µg/ml: 5 mg auf 50 ml NaCl 0,9 % via Perfusor: Laufrate je nach Kreislaufsituation Vorsichtig titrieren | Hypertonie, Kopfschmerzen, Bradykardie, Hyperglykämie, metabolische Azidose | Bessere Ansprechbarkeit bei ausgeglichenem Volumenstatus und pH |
Dobutamin | In der Regel fertig vorbereitet mit 5 mg/ml: Laufraten i. d. R. bis 10 ml/h Vorsichtig titrieren | Blutdruckanstieg, aber auch -abfall möglich, Tachykardie, ventrikuläre Rhythmusstörungen, Bronchospasmus, Thrombozytenaggregationshemmung, Übelkeit, Harndrang, Thoraxschmerz | – |
Adrenalin | Im Rahmen der Anaphylaxie: 0,5 mg pur i.m.; wiederholte Gabe möglich Im Rahmen der Reanimation: 1 mg i.v. alle 3–5 min Via ZVK: 5 mg auf 50 ml NaCl 0,9 %: Laufrate je nach Ansprechen Vorsichtig titrieren | Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, Erhöhung des Laktatspiegels, metabolische Azidose, Hyperglykämie, Mydriasis, Erhöhung des myokardialen Sauerstoffverbrauchs | Bessere Ansprechbarkeit bei ausgeglichenem Volumenstatus und pH |
K: Katecholamine, Volumentherapie und Kathetermanagement
Katecholamine
Volumentherapie
Kathetermanagement
A: Antiinfektive Therapie
R: Richtige Lagerung und prophylaktische Maßnahmen
Thromboseprophylaxe
E: Ernährung, Blutzuckermanagement, Elektrolyte und Blutgasanalyse
D: Delirmanagement und -prophylaxe
Symptome | Dokumentation der Punkte |
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Desorientierung: Manifestierung einer Desorientierung zu Zeit oder Ort durch Worte oder Verhalten oder Nichterkennen der umgebenden Personen | __ |
Unangemessenes Verhalten: Unangemessenes Verhalten zu Ort und/oder Person: z. B. Ziehen an Kathetern oder Verbänden, Versuch, aus dem Bett zu steigen, wenn es kontraindiziert ist, usw. | __ |
Unangemessene Kommunikation: Unpassende Kommunikation: zusammenhangslose oder gar keine Kommunikation, unsinnige oder unverständliche sprachliche Äußerungen | __ |
Illusion/Halluzination: Sehen oder Hören nichtvorhandener Dinge, Verzerrung optischer Eindrücke | __ |
Psychomotorische Retardierung: Verlangsamte Ansprechbarkeit, wenig oder keine spontane Aktivität/Äußerung, z. B. wenn der Patient angestupst wird, ist die Reaktion verzögert und/oder der Patient nicht erweckbar | __ |
Anwendung (pro Kategorie): Nicht vorhanden: 0 Punkte Schwach vorhanden: 1 Punkt Ausgeprägt vorhanden: 2 Punkte Ergebnis: Summe der Punkte ≥ 2 = Nu-DESC positiv (Delir) |
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Kommunikation und kognitive Stimulation
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Frühmobilisation/Atemtherapie
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Zeitliche Reorientierung durch Uhr, Kalender, Seh- und Hörhilfen
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Förderung des natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus durch Lichtanpassung
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Ausschöpfung alternativer Kontaktmöglichkeiten bei hygienischer Isolation
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Einbeziehung der Angehörigen (Besuchszeiten flexibel gestalten)
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Ohrstöpsel und Schlafbrillen anbieten
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Anpassung der Lichtverhältnisse
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Überprüfung der Medikation im Hinblick auf die Aufrechterhaltung der physiologischen Schlafarchitektur
Reevaluation
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Oxygenierung und Beatmung: Zielparameter SpO2, pO2, pCO2
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Sedierung: Sedierungstiefe (z. B. RASS)
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Katecholamin- und Volumentherapie: mittlerer arterieller Blutdruck, Laktatverlauf, Rekapillarisierungszeit, Diurese (Bilanzierung), Volumenstatus (sonographische Verlaufskontrolle der VCI)
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Antiinfektivatherapie: Überprüfung der Einhaltung der „sepsis bundles“, vorausschauende Verordnung von Antiinfektiva, Fokussuche und -sanierung
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Richtige Lagerung und Prophylaxe: Lagerungsmaßnahmen, Risikofaktoren
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Ernährungs- und Blutzuckermanagement: Blutzuckerkontrolle, Ernährungsziele, Elektrolytkontrolle und -substitution
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Delirmanagement und -prophylaxe: Reevaluation von Delirscores und ggf. Anpassung der prophylaktischen und medikamentösen Maßnahmen