Zusammenfassung
„Sexually transmitted infections“ (STI) sind überwiegend oder ausschließlich sexuell übertragene Krankheiten. Die Genitoanalregion bietet diversen Erregern besondere Lebensräume. Wichtige Pathogenitätsfaktoren sind Feuchtigkeit, Wärme und Okklusion. Beim Geschlechtsverkehr können selbst empfindliche, gewebeständige Keime wie T. pallidum übertragen werden. Harnröhre und Analkanal beider Geschlechter sowie Vagina, Uterus und Eileiter der Frau ermöglichen eine direkte Erregerausbreitung. Gonokokken und Chlamydien können über aufsteigende Infektionen zu regionalen und systemischen Komplikationen (z. B. disseminierten Gonokokkeninfektionen) führen. Extragenitale STI können sich durch direkte Infektion empfindlicher Schleimhäute in der Mundhöhle, aber auch an den Augen manifestieren. Da v. a. die pharyngealen Infektionen häufig asymptomatisch sind, bleiben sie oft lange unentdeckt und sind dadurch epidemiologisch relevante Infektionsquellen. Auch die sexuell übertragbaren Allgemeininfektionen Syphilis, HIV-Erkrankung und Hepatitis A–C gehen meist von der Genitoanalregion aus. Neben der somatischen Seite besitzen sie wichtige psychosoziale Komponenten („Tabuzone“, Partnerkonflikte, soziale Verurteilung).