Hintergrund und Problemstellung
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informieren,
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fördern,
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Hilfe planen,
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unterstützen,
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rückmelden,
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vernetzen und vermitteln,
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entlasten.
Forschungsfrage
Welche Edukationsbedarfe bestehen für Kinder mit Brandverletzungen und deren Eltern in der stationären Behandlung?
Methode
Suchstrategie
Ein- und Ausschlusskriterien
Einschlusskriterien | Ausschlusskriterien |
---|---|
Englische und deutsche Publikationen | Prävention von thermischen Verletzungen (v. a. Sonnenbrand) |
Population: Kinder im Alter von 0 bis 18 Jahre | Erste-Hilfe-Maßnahmen bei thermischen Verletzungen |
Eltern und/oder Sorgeberechtigte mit einem brandverletzten Kind | Setting außerhalb des Krankenhauses |
Outcomes: Erfahrungen, Wünsche, Bedarfe in der Versorgung während des Krankenhausaufenthaltes | |
Publikationsjahr: 2000 und später |
Datenextraktion und Synthese
Ergebnisse
Recherche und Studienauswahl
Merkmale der eingeschlossenen Studien
Autorinnen und Autoren (Jahr), Land | Forschungsdesign | Studiengröße und -population | Studienziel(e) | Ergebnisse | Einteilung nach Funktion nach Schaeffer (2012) |
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Smith et al. (2011), Neuseeland | Quantitativ | n = 30 Eltern der Kinder (0–15 J.) und Pflegefachpersonen | Vergleich zwischen der Auffassung von Eltern und Pflegefachpersonen über die Sinnhaftigkeit von Interventionen rund um den Verbandwechsel (VW) | Bedarfe | Informieren Fördern Rückmelden Entlasten |
Perspektive der Eltern | |||||
Informationsweitergabe vor dem VW | |||||
Kommunikation zwischen allen Beteiligten | |||||
Emotionale Vorbereitung auf den VW | |||||
Partizipation | |||||
Perspektive der Pflegefachpersonen | |||||
Mehr Sedativa | |||||
Weniger Wartezeiten | |||||
Unterstützung beim VW | |||||
Dokumentation von hilfreichen Coping-Strategien | |||||
El Hamaoui et al. (2006), Marokko | Quantitativ | n = 18 Mütter der Kinder (4–14 J.) | Erfassung der Prävalenz von Depressionen bei Müttern mit einem brandverletzten Kind | 71,4 % empfinden Schulgefühle | Vernetzen und vermitteln Entlasten |
35,7 % erfüllen die Kriterien für eine schwere Depression | |||||
Schwere der Brandverletzung, geringer sozioökonomischer Status und Komplikationen wie Amputation oder sekundären Infektionen sind mit Depression assoziiert | |||||
Empfehlung einer Einzel- oder Gruppentherapie (während/nach Krankenhausaufenthalt) | |||||
Ravindran et al. (2013), Indien | Qualitativ | n = 22 Familienmitglieder der Kinder (8 M.–9 J.) | Beschreibung der Elternrolle von Eltern mit einem brandverletzten Kind | Mit dem Kind das Trauma erleben und erleiden (Religion/Glaube, Schwere der Verletzung realisieren, Unterstützung erhalten, emotional und physisch mitleiden) | Fördern Unterstützen Entlasten |
Das Leben des Kindes aufrechterhalten (Ressourcen mobilisieren, eine große Wunde versorgen, Kind als oberste Priorität) | |||||
Das Kind vor einem Stigma bewahren | |||||
Morley et al. (2017), Großbritannien | Qualitativ | n = 5 Mütter der Kinder (<5 J.) | Erfassung der individuellen Erfahrungen von Müttern während des VW | Aufgrund der Mutterrolle besteht das Bedürfnis, Verantwortung übernehmen zu müssen | Informieren Fördern Hilfe planen Unterstützen Rückmelden Entlasten |
Emotionale Synchronität mit dem Kind (Mitleiden) | |||||
Bedarfe | |||||
Information und Erwartung mitgeteilt bekommen | |||||
Beziehungsaufbau mit der Pflegefachkraft, die den VW durchführt | |||||
Suurmond et al. (2012), Niederlande | Qualitativ | n = 17 Pflegefachpersonen | Unterstützungsmaßnahmen von ethnischen Minderheiten (türkische und marokkanische Eltern) | Sprachliche Barrieren | Rückmelden |
Erschwerte Hautbeurteilung | |||||
Unsicherheiten bei Pflegefachkräften | |||||
Delgado Pardo et al. (2008), Spanien | Quantitativ | n = 83 Kinder (1–17 J.) | Erfassung der Unfallarten der Brandverletzung (BV), die emotionale Reaktion, das Verhalten sowie Folgeschäden der Kinder | Die meisten Unfälle passieren zu Hause (kochendes Wasser, Kaffee, Öl, Feuer) | Unterstützen Entlasten |
Angstlevel erhöht, nicht dauerhaft („state anxiety“) | |||||
Angst steigt mit dem Alter der Kinder | |||||
Reaktionen auf den Unfall: erhöhtes Bindungsverhalten, starkes Heimweh, vermehrtes Weinen | |||||
Keine erfassten Folgeschäden | |||||
Pan et al. (2018), Brasilien | Review | n = 13 | Synthetisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Literatur über Schulintegration von brandverletzten Kindern | Bedarfe | Informieren Fördern Hilfe planen Unterstützen Vernetzen und vermitteln Entlasten |
Kommunikation zwischen den Akteuren essenziell | |||||
(Emotionale) Vorbereitung auf die Schulintegration noch während des Krankenhausaufenthaltes | |||||
Unterstützung durch Eltern | |||||
Schulreintegrationsprogramme | |||||
Smith et al. (2004), USA | Qualitativ | n = 1 Jugendlicher (14 J.) n = 1 Pflegefachperson | Erfahrung und Erinnerungen eines Jugendlichen mit einer schweren BV und einer Pflegefachkraft im Versorgungsprozess | Behandlungsteam und Familie nehmen wichtige Rollen in der Unterstützung ein | Hilfe planen Unterstützen Vernetzen und vermitteln Entlasten |
Extreme Situation, die physische und psychische Auswirkungen hat | |||||
Entlassung als wichtiger Behandlungsschritt | |||||
Willebrand et al. (2018), Schweden | Quantitativ | n = 62 Eltern der Kinder (0–15 J.) | Erfassung der Qualität der Behandlung von brandverletzten Kindern aus Sicht der Eltern | Eltern haben insgesamt eine hohe Qualität der Behandlung angegeben | Informieren Hilfe planen Rückmelden |
Bedarfe | |||||
Anbindung an das Krankenhaus nach der Entlassung | |||||
Informationen zur Stationsroutine | |||||
Willebrand und Sveen (2016), Schweden | Quantitativ | n = 101 Eltern der Kinder (0–18 J.) | Erfassung, ob ein Mangel an Unterstützung nach der Entlassung von brandverletzten Kindern und deren Eltern vorhanden war, und wenn ja, welche Art von Mangel | 21 % geben einen Mangel an | Unterstützen Vernetzen und vermitteln Entlasten |
Bedarfe | |||||
Psychologische, medizinische, soziale, familiäre Unterstützung | |||||
Coy et al. (2019), Großbritannien | Qualitativ | n = 14 Eltern der Kinder (14 M.–5 J.) n = 10 Fachpersonal | Erfassung der Erfahrungen von Eltern und Fachpersonal in der Versorgung von Kindern mit BV Erstellung eines Kurzfilms Hilfsmaßnahmen und Unterstützungsangebote herausfiltern | Leben umgestürzt/umgeworfen | Informieren Fördern Hilfe planen Unterstützen Rückmelden Vernetzen und vermitteln Entlasten |
Beginnende/hereinbrechende Realität | |||||
Emotionale Achterbahn fahren | |||||
Nachbeben | |||||
Anpassung an eine neue Normalität | |||||
Bedarfe | |||||
Informationen zur richtigen Zeit und sensibel vermitteln | |||||
Angemessene Kommunikation | |||||
Beachtung der emotionalen Betroffenheit der Eltern und Kinder | |||||
Informationen zum VW | |||||
Mehr Rückmeldung/Transparenz zum Heilungsprozess | |||||
Emotionale Unterstützung | |||||
Informationsaustausch mit anderen Familien | |||||
Egberts et al. (2018), Niederlande | Qualitativ | n = 8 Kinder (12–17 J.) | Erfassung der Erfahrungen von Kindern mit einer BV und deren Folgen | Lebhafte Erinnerungen | Fördern Unterstützen Entlasten |
Unterstützung durch die Eltern war sehr bedeutend und wichtig | |||||
Psychosoziale Auswirkungen der BV | |||||
Entwicklung individueller Coping-Strategien | |||||
Andrews et al. (2018), Großbritannien | Qualitativ | n = 22 Elternteilen der Kinder (1–9 J.) | Erfassung der Erfahrungen im Wund- und Narbenmanagement zur Fortführung der Therapie im häuslichen Umfeld | Entlassung – Zurück zur Normalität kehren – Traumatisches Erlebnis | Fördern Hilfe planen Unterstützen Entlasten |
Übernahme der therapeutischen Rolle – Praktische Realität der Behandlung – Krankenhaustermine wahrnehmen – Arbeit aufteilen ≙ Last verteilen – Routine entwickeln | |||||
Emotionale Verarbeitung während der Versorgung – Umgang mit den Emotionen des Kindes – Umgang mit eigenen Emotionen (Retraumatisierung, Anpassung vom Behandlungsregime) – Zukunftsvorstellungen | |||||
Bakker et al. (2013), Niederlande | Review | n = 75 | Überblick der Studien zu psychischen Auswirkungen einer BV bei Kindern und deren Eltern | Ergebnisse aus Studien mit dem Fokus auf die Kinder | Fördern Hilfe planen Unterstützen Entlasten |
Kinder erleben Angst und traumatischen Stress | |||||
Erhöhtes Risiko für Depressionen und Stimmungsschwankungen | |||||
Kinder kämpfen mit internalisierenden und externalisierenden Problemen | |||||
Schwierigkeiten mit sozialen Kontakten und Verhaltensweisen | |||||
Selbstwertgefühl verringert | |||||
Generell keine Unterschiede in der Körperwahrnehmung, jedoch Assoziation mit Schwere der Verbrennung bzw. Narben und dem weiblichen Geschlecht | |||||
Fehlzeiten in der Schule – adäquate Schulintegration | |||||
Fehlende Evidenz zu folgenden Themen: Schlafprobleme, Entwicklungsstörungen, kognitive Einschränkungen, Sexualität | |||||
Ergebnisse aus Studien mit dem Fokus auf die Eltern | |||||
Eltern erleben Angst und traumatischen Stress | |||||
Erhöhtes Risiko für Depressionen | |||||
Familiäre Funktion ist wichtig für den Erfolg der Behandlung | |||||
Stoddard et al. (2017), USA | Quantitativ | n = 42 Kinder (1–4 J.) | Erfassung posttraumatischer Belastungsstörungen bei Kindern mit einer Verbrennung | Geringer prozentualer Anteil der Kinder erfüllt alle Kriterien in beiden Assessmentinstrumenten (10 und 3 %) | Vernetzen und vermitteln Entlasten |
Hoher prozentualer Anteil von Retraumatisierung | |||||
Ein Drittel aller Kinder erfüllte Teilkriterien oder ein Symptom in jedem Cluster von DICA‑P | |||||
Phillips und Rumsey (2008), Großbritannien | Quantitativ | n = 72 Eltern der Kinder (k. A.) | Evaluierung von Bedürfnissen und psychologischen Unterstützungsmaßnahmen für Eltern brandverletzter Kinder | Höheres Angst- und Depressionslevel während der stationären Versorgung | Unterstützen Entlasten |
Angstlevel korreliert mit Depressionslevel | |||||
Starke Psychische Auswirkungen auf die Eltern | |||||
Egberts et al. (2019), Niederlande | Qualitativ | n = 18 Eltern der Kinder (0–16 J.) | Erfassung der Erfahrungen, Erinnerungen und Emotionen der Eltern an die BV ihres Kindes und den Krankenhausaufenthalt | Gefahr/Bedrohung durch die BV/Unfall | Unterstützen Entlasten |
Mitleid/Empathie mit dem Kind | |||||
Emotionen: Angst, Panik, Schock, Schrecken, Hilflosigkeit, Traurigkeit, Mitgefühl, Trauer | |||||
Höhere Vulnerabilität des Kindes | |||||
Zukunftsängste | |||||
Verantwortung für den Unfall übernehmen: Schuldgefühle und -zuweisung | |||||
Dankbarkeit und Hoffnung | |||||
McGarry et al. (2014), Australien | Qualitativ | n = 12 Kinder (8–15 J.) | Erfassung der emotionalen Erfahrungen von Kindern mit einer BV | Retraumatisierung (durch VW, Op. etc.) | Unterstützen Entlasten |
Emotionen: (Todes‑)Angst, Schock, Sorgen | |||||
Verhaltensveränderung | |||||
Narbenbildung | |||||
Permanente negative Erinnerung an den Unfall | |||||
Familie und Anpassung an den Alltag (Schulintegration) | |||||
Hilfreich: Unterstützung durch Familie | |||||
Lernevall et al. (2020), Norwegen | Review | n = 7 | Synthese der Literatur zu Unterstützungsmöglichkeiten von Eltern brandverletzter Kinder im Krankenhaus Erfassung der wahrgenommenen Unterstützung aus Sicht der Eltern | Emotionales Leid | Informieren Unterstützen Entlasten |
Angst um das Kind und vor medizinischen/pflegerischen Behandlungen (VW, Op. etc.) | |||||
Schuld und Vorwürfe (Eltern selbst und/oder von Familienmitgliedern/Personal) | |||||
Information zu erhalten ist zentral (zum richtigen Zeitpunkt und sensibel) | |||||
Hilfreich: Unterstützung durch Familie oder Fachpersonal | |||||
McGarry et al. (2015), Australien | Qualitativ | n = 21 Eltern der Kinder (6 M.–15 J.) | Untersuchung und Beschreibung der Erfahrungen, die Eltern im Rahmen einer BV ihres Kindes gemacht haben | Retraumatisierung (durch VW, Op. etc.) | Informieren Fördern Hilfe planen Unterstützen Vernetzen und vermitteln Entlasten |
Erlösung durch das Fachpersonal | |||||
Information zu erhalten ist zentral (zum richtigen Zeitpunkt und sensibel) | |||||
Schuld und Schamgefühle | |||||
Hilfreich: psychosoziale Unterstützung | |||||
Partnerschaftskonflikte | |||||
Traumatische Erfahrungen bei Op.-Vorbereitungen und VW | |||||
Zurück nach Hause | |||||
Entlassung braucht Vorbereitung (Information, psychosoziale Unterstützung, Vernetzung mit anderen Hilfserbringern) | |||||
Verhaltensveränderung beim Kind bemerkt | |||||
Zukunftsängste | |||||
Kornhaber et al. (2018), Großbritannien | Review | n = 18 | Synthese der Erfahrungen von Eltern/Familienmitglieder brandverletzter Kinder bzgl. Schuldgefühlen, Scham und Vorwürfen | Zentrale Faktoren, die das Leben der Betroffenen begleiten: – Schuldgefühle und Grübeln über Schuldgefühle – Schuldzuweisung – Scham und Körperbild | Unterstützen Entlasten |