Notfallmedizin zielt auf die Behandlung beeinträchtigter Vitalfunktionen. Insofern kann sie als typisches Beispiel einer ausschließlich körperlich kausal orientierten Organmedizin gelten. Darin stimmen der traditionelle Auftrag, wie er z. B. in den Rettungsdienstgesetzen formuliert ist, die Sichtweise anderer Disziplinen sowie das Selbstverständnis der Notärzte überein [
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3]. Auf den ersten Blick scheint die Berücksichtigung von Rahmenbedingungen, Begleitumständen – speziell des sozialen Kontextes des Patienten – für den Ablauf und das Ergebnis einer akutmedizinischen Sofortbehandlung allenfalls eine untergeordnete Rolle zu spielen. Eine nähere Betrachtung zeigt allerdings, dass die heutige Einsatzrealität deutlich von sozialen Rahmenbedingungen geprägt ist. Fernab der klassischen Indikationen sind neue Einsatzkategorien – genannt seien etwa der psychosoziale Notfall, der palliativmedizinische Notarzteinsatz am Lebensende sowie der geriatrische und der Pflegenotfall – entstanden. Der einzelne Notarzt sowie die Notfallmedizin als Versorgungssystem sind deshalb aufgerufen, sich mit den sozialen Einflussgrößen, die diesen Entwicklungen zugrunde liegen, auseinander zu setzen. …