Hintergrund: Patienten mit psychiatrischen Krankheitsbildern stellen im Rettungsdienst keine Rarität dar; dennoch sind bislang keine Studien veröffentlicht, in denen die notärztliche Behandlung dieser Patientengruppe untersucht wurde. Methoden: In der hier vorgelegten Studie wurde die Verteilung dieser Fälle bei Notarzteinsätzen untersucht. Zudem wurde geprüft, ob sich die Behandlungsstrategien von Notärzten verschiedener Fachdisziplinen unterscheiden. Ergebnisse: Rund 13% der Einsätze wurden wegen einer psychiatrischen Erkrankung notwendig. Die Einteilung der Diagnosen erfolgte in Kategorien: Intoxikationen und Suchterkrankungen (53,4%), Suizidversuche (19,6%), Erregungszustände (12,8%), endogene psychiatrische Erkrankungen (6,4%). Eine spezifische Behandlung mit psychotropen Medikamenten erfolgte selten (15%). Zumeist wurde durch den Notarzt eine internistische Medikation (z. B. Antihypertensiva, Antiemetika) appliziert. Die in der Akutpsychiatrie häufig eingesetzte unverzügliche Behandlung mit hochpotenten Neuroleptika wurde nur sehr selten angewendet, auch Benzodiazepine wurden selten eingesetzt (11,7% aller Fälle), waren insgesamt jedoch die am meisten verwendeten Medikamente bei psychiatrischen Patienten. Schlussfolgerung: Insgesamt besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Einsatz psychotroper Medikamente im Vergleich zu somatischen Behandlungsstrategien. Hier besteht Bedarf an weiteren Untersuchungen und notärztlicher Fortbildung.