Zusammenfassung
Das vorrangig vom subjektiven Erleben und interaktioneller Dynamik in wechselseitiger Bezogenheit geprägte Menschenbild der humanistischen Psychotherapie steht als eine der vier Grundströmung der Psychotherapie einerseits in Abgrenzung zu defizit- bzw. konfliktorientierten Grundannahmen der behavioralen und psychodynamischen Verfahren und vertritt anderseits einen grundsätzlich am menschlichen Entwicklungspotenzial ausgerichteten Zugang zum Erleben und Verhalten mit der Leitidee, die noch unvollständige oder leidvoll eingeschränkte Selbstentwicklung des Individuums zu unterstützen. Humanistische Diagnostik berücksichtigt wesentlich die diagnostische Expertise der leidenden Person im gemeinsamen dialogisch-therapeutischen Prozess, der weniger zuschreibend-festlegend, sondern vorrangig als gemeinsame hermeneutische Suchbewegung in einer diagnostisch gestützten, und begegnungsorientierten Arbeitssituation verstanden wird.